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Wirtschaft: Ein Automarkt voller Schnäppchen

Noch nie gab es so viele Rabattaktionen/Auftragseingang in Deutschland dennoch schwach/Angst vor der Politik

Berlin (alf). Wer ein Schnäppchen beim Autohändler machen möchte, sollte jetzt zuschlagen, denn ab Frühsommer gibt es neue Fahrzeuge womöglich nur noch zu „normalen“ Preisen. Das vermutet zumindest der Gelsenkirchener Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer in einer Studie über „Incentives (Kaufanreize) im deutschen Automarkt“. Danach liegen die aktuell gewährten Rabatte auf RekordNiveau. Mit anziehender Konjunktur hätten die Autohersteller vom Frühling an die Möglichkeit, die Rabatte auf „Normal-Niveau zurückzufahren“. Spätestens für 2005 erwartet Dudenhöffer dann wieder die gewohnten Autopreise. Allerdings: „Der Inlands-Auftragsbestand der deutschen Autohersteller hat den niedrigsten Stand seit zehn Jahren erreicht.“

Trotz der Verkaufshilfen war die Nachfrage auch zu Beginn des Jahres schwach. Im Januar wurden in der Bundesrepublik mit rund 210000 Autos etwa zwölf Prozent weniger neu angemeldet als im Januar 2003; bei Berücksichtigung der unterschiedlichen Anzahl der Arbeitstage lagen die Neuzulassungen aber ungefähr auf dem Vorjahresniveau. Insgesamt waren im vergangenen Jahr in Deutschland 3,24 Millionen Autos neu zugelassen worden, in diesem Jahr erwartet der Verband der Autoindustrie 3,35 Millionen Verkäufe hier zu Lande. „Das wird sehr schwierig“, sagt dazu Hans-Dieter Haag, Geschäftsführer des Autohauses Berlin und damit einer der größten VW-Händler in der Stadt. Die Kunden würden „immer preissensibler“, worauf das Autohaus zum Beispiel mit einem sehr günstigen Golf IV reagiere. Das Vorgängermodell des neuen Golf, ein Jahr alt und gut 20000 Kilometer gefahren, sei bereits ab 11500 Euro zu haben.

Zugaben bringen Schwung

VW hatte vor kurzem angekündigt, dass es den neuen Golf V nun auch serienmäßig mit Klimaanlage gibt; dadurch spart der Käufer 1225 Euro. „Das ist der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt“, lobte VW-Händler Haag die Entscheidung der Konzernzentrale. Der Kunde bekomme mit der kostenlosen Klimaanlage einen „richtigen Mehrwert“. Die Aktion komme gut an und habe den Verkauf des neuen Golf nach bislang eher schwachen Monaten „ein bisschen“ in Schwung gebracht, sagte Haag auf Anfrage. Überraschend kündigte VW-Markenvorstand Detlef Wittig am Mittwoch an, der Konzern wolle wie ursprünglich geplant in diesem Jahr 600000 Golf produzieren.

Zu den Rabatten konstatierte Dudenhöffer, dass so kurz nach der Markteinführung „noch nie“ neue Modelle wie der Golf V mit Sonderrabatten „gepushed“ worden seien. Der Markt stecke „voller Aktionen“. Die Durchschnittsrabatte gegenüber den Listenpreisen hätten bei einigen Herstellern deutlich zehn Prozent überschritten. Allein durch das Instrument der Tageszulassungen werde zum Beispiel jeder vierte Renault in Deutschland mit gut 15 Prozent unter Listenpreis verkauft. Die Händler lockten die Kunden ferner mit einer hohen Inzahlungnahme von Gebrauchtwagen und günstigen Leasing- und Sonderzinsen.

Neben Renault und Citroën gibt es die höchsten Rabatte nach Dudenhöffers Erhebungen bei Ford. Es sei „nicht sonderlich schwer“ den Ford Focus mit bis zu 4000 Euro Preisvorteil zu finden. Deshalb sei es wiederum unwahrscheinlich, dass Ford in diesem Jahr schwarze Zahlen erreichen könne, schreibt Dudenhöffer. Auch in der Oberklasse wird inzwischen mit Verkaufshilfen gearbeitet. Dudenhöffer zufolge gibt es die Mercedes A- und C-Klasse zum Teil mit Abschlägen bis zu 14 Prozent. Ähnliche Aktionen soll es bei Audi für den A4 und bei BMW für den Z4 geben. Dudenhöffer geht zwar von einem schwachen Automarkt in den kommenden zwei bis drei Monaten aus. Im April und Mai werde der Automarkt aber voraussichtlich anziehen – wenn die Politik mitspielt. „Alles was der Markt jetzt braucht ist Ruhe aus Berlin“, schreibt Dudenhöffer. „Sollte es der Umweltminister Trittin schaffen, in den nächsten sechs Monaten nicht in TV und Presse mit neuen Steuervorschlägen aufzutauchen, sollten keine Überlegungen zur Pkw-Maut angestellt werden, sollten keine neuen Vorschläge zu Steuererhöhungen und Abgabenbelastungen aus Berlin kommen, sind die Voraussetzungen gut, dass der Automobilmarkt wieder anspringt“, meint der Automarktexperte.

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