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Wirtschaft: Ein Bürgermeister sticht Berlin aus

Zunächst hatten es die Gründer der Firma QCells in Berlin versucht. Eine der modernsten Solarfabriken der Welt wollten sie aufbauen, entsprechende Anträge hatten sie bei den Behörden schon eingereicht.

Zunächst hatten es die Gründer der Firma QCells in Berlin versucht. Eine der modernsten Solarfabriken der Welt wollten sie aufbauen, entsprechende Anträge hatten sie bei den Behörden schon eingereicht. Doch das Verfahren zog sich hin. Da kam 1999 ein verlockendes Angebot aus der kleinen Gemeinde Thalheim im Kreis Bitterfeld, Sachsen-Anhalt: Niedrige Steuern, direkte Autobahnanbindung, ausreichend Baugrund – und vor allem ein engagierter Bürgermeister, der der Bürokratie den Kampf angesagt hat. „Die Entscheidung für Thalheim ist uns leicht gefallen“, erzählt Q-Cells-Finanzvorstand Hartmut Schüring. Heute zählt das Unternehmen zu den weltweit größten Produzenten von Solarzellen.

Auf die Baugenehmigung musste Q-Cells nur fünf Monate warten – angesichts des Investitionsumfangs von insgesamt 200 Millionen Euro eine äußerst kurze Zeit. Die Abwicklung der späteren vier Erweiterungen dauerte jeweils sogar nur sechs Wochen. „Wenn Genehmigungsverfahren anstehen, gebe ich jedem einzelnen Gemeindemitarbeiter genaue Bearbeitungsfristen vor“, erklärt Thalheims Bürgermeister Manfred Kressin. Schüring bestätigt: „Die Schnelligkeit der Verwaltung ist beachtlich.“

Auch bei der Gewerbesteuer kommt Thalheim Investoren entgegen: Der örtliche Hebesatz, der die Höhe der Steuer bestimmt, beträgt 200 Prozent – der Durchschnitt in der Region Bitterfeld liegt bei 360 Prozent. „Als Q-Cells anfing, hatten wir nur 160 Prozent, aber dann hat die Regierung den Mindestsatz angehoben“, erklärt Kressin.

Das Entgegenkommen der Behörden hat sich gelohnt: Ende des vergangenen Jahres hatte Q-Cells 500 Mitarbeiter, bis zum Ende dieses Jahres sollen es 1000 werden. Darüber hinaus hat das Unternehmen andere Firmen nach Thalheim gezogen, zum Beispiel die australische CSG Solar und die amerikanische Ever-Q Solar. Zählt man die Stellen dort mit dazu, dann gibt es in Thalheim mehr Arbeitsplätze als Einwohner – eine Situation, von der andere ostdeutsche Gemeinden nur träumen können. awm

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