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Volle Kraft voraus. In Wirklichkeit kommt der griechische Tourismus nicht von der Stelle. Einer kurzfristigen Belebung stehen strukturelle Defizite gegenüber. Foto: AFP

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Wirtschaft: Ein Golfplatz macht noch keinen Sommer

Deutsche Touristiker fordern einen Plan für die hellenische Reisebranche – und erhalten eine Abfuhr.

Berlin - Die Diskussion zum Thema „Griechenland: Hoffen auf die Rückkehr der Urlauber“ dauerte noch nicht lang an, da bekam die Stimme von Beate Arnold bereits etwas Flehentliches: „Sie müssen etwas tun!“, adressierte die Leiterin der Berliner „World of Tui“ ganz direkt Panagiotis Skordas. Der Direktor des griechischen Fremdenverkehrsamtes in Deutschland machte daraufhin das, was er an diesem Abend im Berliner Tui-Flagshipstore immer wieder tat: Er wich der konkreten Ansprache aus, dankte wolkig für die Anregungen und erzählte lieber von neu eröffneten Luxuswohnanlagen und traumhaften Golfplätzen. Ebenso charakteristisch für die Veranstaltung war, dass Skordas bei diesem Ablenkungsmanöver vom Dritten in der Runde, dem Mittelstreckenchef der Tui Deutschland, Stefan Baumert, zurückgepfiffen wurde: „Geld und Golfhüllen allein füllen kein Flugzeug“, sagte der streng – und dass es gerade in diesen Zeiten wichtig sei, auch gute Angebote im mittleren Preisniveau zu machen: „Wenn das Flugzeug fliegt, dürfen gerne auch ein paar Golfspieler an Bord.“ Panagiotis Skordas hatte sich da bereits wieder auf stoisches Lächeln verlegt.

Der Lösung des Problems, wie Urlaub in Griechenland hierzulande weiter an den Mann zu bringen sei, war so freilich nicht näherzukommen. Immerhin ließ sich aber ein Einblick in die Befindlichkeit der deutsch-griechischen Tourismuszusammenarbeit gewinnen. Dass es um die schlecht bestellt ist, betonte Beate Arnold ein ums andere Mal: „Wir wissen, wie toll dieses Land ist. Aber ein Kunde sieht das immer im Vergleich.“ Unsicherheiten bei der An- und Abreise, eine lahmende Infrastruktur vor Ort: Gerade für berufstätige Menschen mit einem engen Zeitplan seien derartige Ausfälle „unverzeihlich“. Die Forderung der deutschen Touristiker nach einem „Masterplan“ für das griechische Geschäft mit deutschen Touristen, der Verlässlichkeit, attraktive Neuerschließungen und ein gutes Preis- Leistungs-Verhältnis auch außerhalb der Saison sicherstellen solle, rief in ihrem griechischen Gegenüber denkbar unbefriedigende Regungen hervor: Zum einen war da jener treuherzige Beteuerungsautomatismus, der Skordas immer wieder betonen ließ, wie wunderbar, gastfreundlich und einzigartig seine Heimat doch sei. Zum anderen waren da die teilweise patzigen Abfuhren, mit denen er das Wunschkonzert zum Verstummen brachte: Ob es Pläne gebe, dem durch verschiedene Zeitungstitel entstandenen Eindruck entgegenzuwirken, die Griechen seien deutschenfeindlich eingestellt? „Das waren sehr unbedeutende Zeitungen.“ Ob man vom Nachbarn Türkei touristisch etwas lernen könne? „Griechenland ist Griechenland. Türkei ist Türkei.“ Ob Arbeitskämpfe das Geschäft auch in diesem Jahr wieder behindern würden: „Streiks gibt’s überall.“

Dass die effektiven Buchungszahlen sich nach übereinstimmender Aussage von Panagiotis Skordas und Stefan Baumert derzeit wieder deutlich erholen, scheint angesichts dieser Querelen zunächst einmal erstaunlich. Dass dies im Fall der Tui, deren Griechenlandgeschäft sich laut Baumert gegenüber den vor wenigen Wochen auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) vermeldeten minus 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr „stark“ verbessert hat, vor allem an zwei neu eröffneten Robinsonclubs liegt, passt dann allerdings wieder ins Bild. Das war an diesem Abend das Bild eines Landes, das auf konzertierte Initiativen aus dem Ausland angewiesen ist. Immerhin: Diese zu erleichtern, versprach Skordas – neue Gesetze sollen schon bald dafür sorgen, Investoren „noch mehr“ Sicherheit zu bieten. Glaubt man Beate Arnold, braucht es neben dieser Sicherheit indes noch eine andere: „Es muss sicher sein, dass alles geöffnet hat, wenn wir Menschen irgendwo hinschicken.“ Gerade das sei aber in Krisenzeiten nicht selbstverständlich.

Was angesichts dieses Teufelskreises nun zu tun wäre? Das konnten irgendwann auch die Deutschen, vorneweg Beate Arnold, nicht mehr sagen. Ihren zaghaften Vorschlag, von griechischer Seite aus wenigstens mehr für das eigene Land zu werben, wies Panagiotis Skordas resolut zurück – aus nachvollziehbaren Gründen: „Dann sagen hier nur wieder alle, die haben zu viel Geld.“

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