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Ein Jahr nach Fukushima: „Die Energiewende ist kein Selbstläufer“

Angesichts der enormen Herausforderungen der Energiewende brauchen wir eine größere Verbindlichkeit bei der Umsetzung, sagt Forscher Matthias Kleiner.

Matthias Kleiner ist Präsident der Deutschen Forschungsgesellschaft. Er leitete gemeinsam mit Klaus Töpfer die Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung. Mit ihm sprach Alfons Frese.

Herr Kleiner, verläuft die Energiewende nach Plan?

Den Winter haben wir jedenfalls gut überstanden, worüber ich ganz froh bin. Ich bin mir aber auch bewusst, dass es noch viele strenge Winter geben wird, auch für die Energiewende.

Sie hatten Angst vor einem Blackout?
Nein. Wir haben an kalten Tagen Strom exportiert, auch Strom aus erneuerbaren Energiequellen, und an anderen Tagen Strom importiert. Die Bandbreiten bei Erzeugung und Verbrauch sind groß, aber das Netz ist stabil genug.

Also ziehen Sie erst mal ein positives Fazit?
Angesichts der enormen Herausforderungen brauchen wir schon insgesamt eine größere Verbindlichkeit bei der Umsetzung. Genauso brauchen wir mehr Beteiligung auf der lokalen und regionalen Ebene, um die Energiewende in der Bevölkerung breit abzustützen. Das ist etwa beim Bau neuer Netze ganz zentral. Die Energiewende ist kein Selbstläufer und bedarf eines strikten Projektmanagements und Monitorings.

Und das vermissen Sie?
Eine Projektsteuerung in einer Hand muss sichtbar sein, damit die Ernsthaftigkeit des Prozesses deutlich wird. Wir haben in der Ethikkommission die Empfehlung gegeben, über die Strukturen auf der Bundesebene nachzudenken und dafür einen Nationalen Beauftragten für die Energiewende vorgeschlagen. Aber vielleicht wäre auf längere Sicht auch ein Energieministerium hilfreich.

Was denkt man im Ausland über die deutsche Energiepolitik?
Das Interesse bei meinen Gesprächen in aller Welt ist sehr groß. Immer wieder kommt die Frage, ob Deutschland das schafft, und dabei gibt es oft die Vorstellung, wir würden mithilfe des französischen und tschechischen Atomstroms die Energiewende bewerkstelligen. Aber wenn man dann unser Konzept und die Fakten schildert, bemerkt man bei vielen doch eine große Nachdenklichkeit im positiven Sinne.

Also Modell Deutschland?
Wir sind im Ausland eine höchst angesehene technologische Nation. Und viele Gesprächspartner meinen durchaus: „Die Deutschen könnten recht haben mit ihrer Energiewende.“

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