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Wirtschaft: Ein Licht für die Umwelt

Energiesparlampen lohnen sich – für den Käufer und den Klimaschutz

Berlin - Australien hat öffentlichkeitswirksam auf die Bremse getreten. Das Land will herkömmliche Glühbirnen verbieten und so einen Beitrag zur Abwendung der Klimakatastrophe leisten. Nur noch Energiesparlampen sollen künftig erlaubt sein.

In Deutschland wird ebenfalls über ein Verbot der herkömmlichen Glühbirne diskutiert. Hersteller, Handel und der zuständige Verband reagieren gelassen. „Die Technologie ist da“, sagte Jürgen Waldorf, Geschäftsführer der Fachverbände Elektroleuchten und Elektrische Lampen im Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI). „Energiesparende Beleuchtung könnte eine Erfolgsgeschichte werden.“

Doch noch bevorzugen deutsche Verbraucher die alte Glühlampe mit Wolframdraht. Rund 280 Millionen davon werden nach Schätzung des Verbandes im Jahr verkauft. Bei den Energiesparlampen sind es lediglich 20 Millionen. In ganz Europa könnten pro Jahr 20 Millionen Tonnen CO2 durch Energiesparlampen vermieden werden, schätzt der Verband. Das Problem der traditionellen Glühbirnen: Nur fünf Prozent des Stroms werden in Licht umgesetzt, der Rest verpufft als Wärme. „Die herkömmliche Glühlampe ist eigentlich eine bessere Heizung an der Zimmerdecke“, sagte Bernd Glaser vom Lampenhersteller Philips.

Doch die Käufer sehen zunächst die Anschaffungskosten. Energiesparlampen kosten zwischen fünf und zehn Euro und sind damit etwa zehn mal so teuer wie traditionelle Glühlampen. Allerdings haben die Sparlampen eine Lebensdauer von bis zu fünfzehn Jahren. In der gleichen Zeit müssten 15 herkömmliche Glühbirnen gekauft werden, die im Schnitt nur ein Jahr durchhalten. Zudem verbrauchen Energiesparlampen nur ein Fünftel der Energie traditioneller Glühbirnen. Bereits nach einem Jahr hat man nach Berechnung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) mit einer Energiesparlampe sieben Euro gespart.

Sparpotenzial gibt es indes nicht nur bei den Privathaushalten. Die Deutsche Energie Agentur (Dena) schätzt, dass sich rund 70 Prozent der Lichtenergiekosten in Handel, Gewerbe und Dienstleistungsbereich einsparen ließen. Derzeit verbrauche dieser Bereich in Deutschland 38 Milliarden Kilowattstunden im Jahr allein für die Beleuchtung. Die Stadt Hamburg konnte die Lichtenergiekosten in der Verwaltung durch den Einsatz von Energiesparlampen halbieren. Zwischen 1994 und 2005 wurden für 22 Millionen Euro rund 200 000 Leuchten ausgetauscht, seither spart die Hansestadt rund 22 Millionen Kilowattstunden und 3,4 Millionen Euro im Jahr.

„Natürlich gibt es im öffentlichen Bereich ein enormes Einsparpotenzial“, sagt Norbert Portz vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. „Aber letztlich steht jede Einzelgemeinde auch zwangsläufig in einem Interessenkonflikt. Solche Mehrausgaben rechnen sich erst nach mehreren Jahren.“ Jürgen Waldorf vom ZVEI versteht diese Bedenken nicht: „Das ist eine klassische Win-Win-Situation. Die Hersteller freuen sich über einen neuen Markt, Staat und Kommunen über weniger Ausgaben für Energie, was letztlich auch wieder der Steuerzahler spürt. Und wo weniger Energie verbraucht wird, freut sich auch die Umwelt.“

Energiesparlampen sind erst der Anfang. Nächstes Projekt sind die Diodenlampen, allgemein LED-Lampen genannt. Bisher kommen sie vor allem bei Fahrzeugen zum Einsatz. Berlin stattet neue Ampelanlagen nur noch mit LED-Technik aus. Mittlerweile gibt es Diodenlampen auch in vertrauter Glühlampenform. Das Problem: Viele Dioden müssen auf kleiner Fläche zusammengebracht werden. Dabei entsteht Wärme, die Wirkung und Lebensdauer vermindert. Bei Philips und Osram erforscht man deshalb bereits sogenannte OLED-Leuchten. Das sind Leuchtdioden aus organischen Materialien, die als großflächige dünnschichtige Raumbeleuchtung zum Einsatz kommen könnten. „In zehn Jahren könnten wir soweit sein, damit Tapeten und Fenster zu beleuchten“, sagt Bernd Glaser von Philips.

Der Schlüssel für Energieeffizienz sei indes nicht nur innovative Leuchttechnik, sondern eine intelligente Lichtgestaltung, sagt Annegret Agricola von der Energieagentur. Dazu gehören Häuser, die das Tageslicht besser ausnutzen.

Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, warnt vor einem neuen Problem: „Viele Verbraucher wissen nicht, dass Energiesparlampen Quecksilber enthalten.“ Noch gebe es zu wenig Verbraucher, die ihre Altlampen in die kommunalen Recyclinghöfe oder zu den speziell eingerichteten Sammelstellen bringen.

Alexander Heinrich

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