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Wirtschaft: Ein Netzwerk bis nach Übersee

BERLIN .Überall in der Welt, wo Adtranz seine Bahnen verkauft, ist die Technik der Trion Präzisionselektronik mit an Bord.

BERLIN .Überall in der Welt, wo Adtranz seine Bahnen verkauft, ist die Technik der Trion Präzisionselektronik mit an Bord."Auf den Schienen in Lateinamerika, Polen und China wandern unsere Produkte mit", sagt Geschäftsführer Sami Tabbara.Trion liefert die Bordcomputer, die die Züge steuern und dem Lokführer alle wichtigen Daten anzeigen.Durch die Zusammenarbeit mit Adtranz sind die Produkte des mittelständischen Unternehmens aus dem Wedding globalisiert worden.Der Preisdruck und der wachsende Wettbewerb in der Verkehrstechnik haben den Markt für Adtranz und damit auch für Trion schwieriger gemacht.Doch der Mittelständler hat Strategien entwickelt, um sich weiter am Markt zu behaupten."Wir haben die Situation dazu genutzt, unsere Entwicklungs- und Produktionsprozesse zu überdenken und zu optimieren", sagt Tabbara.

Um die Schlagkräftigkeit des Unternehmens zu erhöhen, sucht sich Trion strategische Partner."Wir sind dabei, internationale Allianzen zu schmieden", sagt Tabbara."Man muß nicht alles selber wissen, sondern kann das Know-how verschiedener Spezialisten bündeln." So werden die Kosten auf mehrere Schultern verteilt und die Entwicklungszeiten verkürzen sich erheblich: "Der Markt wartet nicht." Durch die Partnerschaft mit einem Unternehmen in den USA hat Trion Zugang zu neuen Vertriebswegen und ist so auch dem amerikanischen Markt näher gekommen."Man muß sich davon verabschieden, alles allein machen zu wollen", sagt der Geschäftsführer.

Der gebürtige Libanese Sami Tabbara kam 1968 nach Berlin, studierte hier Nachrichtentechnik.1982 gründete er die Trion Präzisionselektronik GmbH und Co.KG gemeinsam mit zwei Partnern, die jedoch inzwischen ausgeschieden sind.Anfangs entwickelte und produzierte die Firma Produkte für den Einsatz unter den schwierigsten Bedingungen: bei sehr hohen oder niedrigen Temperaturen, bei starken Vibrationen oder in explosionsgefährdeten Räumen.Sie werden im Bergbau oder der Chemischen Industrie eingesetzt.Für diese sogenannten eigensicheren Produkte, die auch unter widrigen Umständen absolut zuverlässig arbeiten müssen, erhielt das Unternehmen 1988 den Innovationspreis des Landes Berlin."Wir waren die ersten, die Produkte für diesen Bereich enwickelt und eingesetzt haben", sagt Tabbara.1992 begann Trion, das hierbei gewonnene Know-how auch in anderen Bereichen einzusetzen, zum Beispiel in der Bahntechnik."Wir waren der Meinung, daß es notwendig ist, sich immer neue Märkte und neue Geschäftsfelder zu erschließen."

Und mit jeder Diversifikation gewann das Unternehmen neue Mitarbeiter hinzu.Die Firma arbeitet auf einer Betriebsfläche von 3000 Quadratmetern im Technologie- und Industriepark (TIP) im Wedding.87 Mitarbeiter erwirtschaften einen Umsatz von rund 13 Mill.DM.Bis Mitte 1999 sollen es bereits über hundert Mitarbeiter sein.Für das nächste Jahr plant Trion auch den Gang an die Börse und zwar an der Nasdaq in New York."Wir wollen auch in den USA unsere Produkte vertreiben", erklärt Tabbara den Gang nach Übersee.

An neuen Projekten wird auch noch abends gearbeitet."Die Mitarbeiter sind manchmal gar nicht wegzukriegen", sagt Tabbara als er um 19 Uhr durch die Werkstätten und Büros geht.Alle duzen sich, auch den Chef.Das soll die Hemmschwelle herabsetzen und es den Mitarbeitern erleichtern, Ideen einzubringen und Probleme anzusprechen."Die Kommunikation in der Firma findet immer auf höchstem Niveau statt.Alle müssen gut informiert sein, damit jeder zu jedem Zeitpunkt seine Aufgaben optimal lösen kann." An fünf neuen Projekten arbeitet Trion zur Zeit: zum Beispiel an einem Flottenmanagementsystem, das alle Fahrzeuge einer Spedition ortet und delegiert.Es sammelt auch Daten über den Zustand und die Ladung des Fahrzeugs, so daß Einsatzrouten optimal geplant werden können."Im Jahr 2015 werden 50 Prozent mehr Verkehrsmittel auf der Straße sein als heute.Und der Vermehrung der Verkehrsmittel müssen wir mit intelligenten Technologien begegnen, die neben den persönlichen Belangen der Verkehrsteilnehmer auch den Schutz der Umwelt berücksichtigen", erläutert Tabbara.Mit Hilfe der Telematik, einer Kombination aus Telekommunikation und Informatik, könne Mobilität optimiert und gleichzeitig umweltfreundlich gestaltet werden.

Tabbara kann sich durchaus vorstellen, daß sich Berlin zu einem Kompetenzzentrum für Verkehrstechnik entwickelt - so wie der Senat es gerne sehen würde."Aber der Weg dorthin ist schwierig und noch sehr lang", meint der Trion-Chef."Unsere Ideen sind immer vom Senat unterstützt worden, und wir haben immer ein offenes Ohr gefunden.Aber in den Zentren, wo große Autohersteller sind, ist die Focussierung auf Mobilität und neue Technologien viel stärker.In Baden-Württemberg wurde schon mehr realisiert, aber Berlin schläft auch nicht."

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