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Wirtschaft: "Ein offener Mensch, kein Ideologe"

BONN ("Der Mann wirkt harmloser, als er ist.").

BONN ("Der Mann wirkt harmloser, als er ist.").So schnell geht das in diesen Tagen.Noch am Montagvormittag war Werner Müller ein selbständiger Industrieberater.Bis das Telefon klingelte und Gerhard Schröder am Apparat war.Ob er sich einen Anzug anziehen und am Nachmittag nach Bonn kommen könnte, "als neuer Bundeswirtschaftsminister".Müller kam.Der Mann ist kein jugendlicher Erfolgsunternehmer.Keine deutsche Ausgabe von Bill Gates wie Jost Stollmann.Müller, 52 Jahre alt, betritt als gediegener Herr die Bühne.Silberne Haare.Blauer Anzug.Gerade Sätze.Er spricht ohne viel Schnörkel, allerdings auch ohne viel zu sagen.Ob er ein Angebotspolitiker oder Nachfragebefürworter sei? Müller beugt den Oberkörper nach hinten."Ich stehe mit beiden Beinen auf der sozialen Marktwirtschaft", sagt er.Das genügt nicht, merkt er.So fügt er an, daß in den zurückliegenden 16 Jahren manches den Boden der sozialen Marktwirtschaft verlassen hätte: "Ich will das zurückholen."

Und welche Aufgaben hat er sich vorgenommen? Müller bleibt zurückhaltend.Er steckt nur das Feld ab, in dem er sich auskennt: Energiepolitik."Das ist ein wichtiger Punkt für mich im kommenden Jahr." Kein Wunder.Müller stammt aus der Strombranche.Der gebürtige Essener, der Volkswirtschaft und Philosophie studiert hat, arbeitete gut 27 Jahre bei den Energieversorgern - zunächst bei RWE, später dann bei der Veba.Anfangs war er für den früheren Vorstandsvorsitzenden Rudolf von Bennigsen-Foerder tätig, später galt er als Anwärter für den Konzernvorstand.Daraus wurde nichts.Er stritt sich mit dem damaligen Veba-Chef Klaus Piltz, und wechselte in den Vorstand der Konzerntochter Veba Kraftwerke Ruhr AG.Im Oktober 1997 verlies er überraschend die Veba.Hintergrund war ein erneuter Streit.Diesmal konnte er sich mit dem Veba-Chef Ulrich Hartmann nicht über den Kurs der Veba-Kraftwerkesparte einigen.Dabei hatten die Stromchefs Müller einiges zu verdanken.Der Konzern hatte ihn nach dem Wahlsieg Schröders 1990 in Niedersachsen mit einer speziellen Mission betraut.Die Manager befürchteten von der rot-grünen Regierung einen Kurswechsel in der Energiepolitik und gaben Müller die Losung aus: "Wie kann Schröder Erfolg haben, ohne daß wir abgemeiert werden." Also wurde eine Energieagentur gegründet und Müller für ein symbolisches Gehalt von einer D-Mark Berater bei Schröder in den Energierunden.Dort tauchte er nur als Hintermann auf.Einer, der Ratschläge gab, aber nicht das Wort führte."Der ist ein offener Mensch, kein Ideologe", sagt ein Beteiligter.Aber, fährt der Branchenkenner fort, Müller wisse die Interessen der Stromkonzerne zu wahren.Und als Wirtschaftsminister?

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