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Wirtschaft: Ein paar Vernünftige in Johannesburg

Die Konferenz für „nachhaltige Entwicklung“ in Johannesburg scheint von einer Geiselnahme durch Regierende der Dritten Welt bedroht. Ihre Forderungen sind einfach: sie wollen wirkliche Entwicklung anstatt der üblichen „Wachstumsbegrenzung“.

Die Konferenz für „nachhaltige Entwicklung“ in Johannesburg scheint von einer Geiselnahme durch Regierende der Dritten Welt bedroht. Ihre Forderungen sind einfach: sie wollen wirkliche Entwicklung anstatt der üblichen „Wachstumsbegrenzung“. Und sie wollen Freihandel. Die Nicht–Regierungsorganisationen, die von ihren Büros in New York, Paris und London zur Weltrettung vor dem Wirtschaftswachstum angereist sind, kämpfen erbittert um ihre Konferenz. Aber es ist eben schwierig, Leuten, die praktische Probleme haben, theoretische Konstrukte anzudrehen. Die UNO nennt ihr 51 Millionen Dollar teures Klassentreffen mit 60000 Delegierten die „Konferenz für nachhaltige Entwicklung“. Aber einige der ersten Redner kümmerten sich nicht um das hochtrabende Gerede, sondern kreierten ein echtes Forum für das Leid der Dritten Welt. „Sie töten unsere Bauern“, sagte Benins Landwirtschaftsminister Gnacadja, als er über die 311 Milliarden Dollar sprach, die der Westen jährlich an Zuschüssen für die eigene Landwirtschaft ausgibt. Der Benin, ein armer Baumwollproduzent an der Westküste Afrikas, kann schwerlich mit subventionierten Produzenten konkurrieren und verlangt deshalb genau wie seine Nachbarn die Abschaffung des Protektionismus des Westens. Das Subventions-System der USA und Europas ist in jeder Hinsicht schädlich. Die Armen der dritten Welt werden noch ärmer und die Steuerzahler im Westen zahlen Subventionen und höhere Preise für Baumwolle, Bohnen, Bananen, oder was sonst noch „geschützt“ ist. Und all das für eine kleine Minderheit von Bauern, die davon auch nicht wirklich profitiert. Sie werden von der staatlichen Stütze dazu gebracht, neue Unternehmungen zu unterlassen. Der Johannesburger Gipfel wird sich diesen Tatsachen nicht gänzlich fügen. Es werden wieder Hände gerungen werden angesichts von CO2-Emissionen, schmelzenden Polarkappen und dem Unvermögen, fossile Energien zugunsten von Windrädern aufzugeben, die sich nun mal nicht drehen, wenn der Wind nicht weht. Aber es sind doch ein paar vernünftige Leute da. „Wir sitzen hier und reden über ökologische Landwirtschaft und Familien sterben“, sagte Lesothos Umweltminister Ntsinya. Sollte die Welt ihren Kurs ändern wollen, um Armut zu verringern und Gesundheit und Ernährung zu fördern, braucht es geistig helle Leute wie Ntsinya. Diese Arbeit ist zu schwer für Schreibtischhelden, die ihren Tag damit verbringen, aus dem Fenster des Sierra Club oder des WWF zu schauen.

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