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Wirtschaft: Ein Plädoyer für die Aktie

Von Henrik Mortsiefer Als am Abend des 10. März 2000 der Neue Markt bei 9631 Nemax50-Punkten schloss, gingen die Realisten unter den Börsenexperten mit einem flauen Gefühl nach Hause.

Von Henrik Mortsiefer

Als am Abend des 10. März 2000 der Neue Markt bei 9631 Nemax50-Punkten schloss, gingen die Realisten unter den Börsenexperten mit einem flauen Gefühl nach Hause. Von einem Euphorieschub nach dem anderen hatten sich die Anleger in den Monaten zuvor bis zum Kursgipfel treiben lassen. Eine gigantische Spekulationsblase hatte sich in anderthalb Jahren mit Luft gefüllt. Doch keiner hatte die Warnungen der Vorsichtigen hören wollen: Lieber heute als morgen verkaufen! Was am nächsten Tag passierte und bis heute anhält, ist hinlänglich bekannt. Die Kurse fallen, der Nemax50 scheint sich unaufhaltsam dem Nullpunkt zu nähern, die Aktionäre betrauern hohe Verluste in ihren Wertpapierdepots. 227 Milliarden Euro wurden seit dem Höchststand vor gut zwei Jahren allein am Neuen Markt verbrannt. Wer wollte da noch ein Plädoyer für die Aktie als Anlage- und Vorsorgeinstrument halten?

Paradox: Auch heute stehen die nüchternen Börsenakteure, die diesmal vor einer panischen Flucht aus Aktien warnen, wieder ziemlich allein da. Dabei versprechen sie im Angesicht des Abgrunds keine großen Kurs-Sprünge. Die Rechnung fällt bescheidener aus: Statt wie im vergangenen Jahrzehnt mit Kursgewinnen von jährlich zehn bis zwölf Prozent zu kalkulieren, sollten sich Aktionäre in den kommenden zehn Jahren mit vier bis fünf Prozent Plus begnügen. Versüßt mit einer zusätzlichen Dividende und der Steuerbefreiung des Kursgewinns toppt diese Wertpapier-Rendite die Realverzinsung der Festverzinslichen. Zugegeben, die Kalkulation trägt nicht den Glanz goldener New-Economy-Jahre. Aber für den Anleger kommt unter dem Strich mehr heraus, als die Untergangsstimmung derzeit nahelegt.

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