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Wirtschaft: Ein Schaden für die Aktienkultur

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind per se noch nicht ehrenrührig. Der Betroffene kann sich schwer dagegen verteidigen, es gilt die Unschuldsvermutung.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind per se noch nicht ehrenrührig. Der Betroffene kann sich schwer dagegen verteidigen, es gilt die Unschuldsvermutung. Doch im Fall des Präsidenten der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Roland Oetker, besteht der Anfangsverdacht des Insiderhandels - ausgerechnet gegen einen Vertreter der (Klein-)Aktionäre. Und - so muss man jedenfalls unterstellen dürfen - Staatsanwälte wissen, was sie tun und stürzen sich nicht in Ermittlungen, weil sie zu viel Zeit hätten. Der Fall hat - abgesehen von seinem strafrechtlichen Ausgang - unappetitliche Seiten. Einem Mann wie Roland Oetker sollte klar sein, in welcher herausgehobenen Position er sich befindet. Er hätte Fingerspitzengefühl zeigen müssen. Doch Oetker hat der Aktienkultur in Deutschland einen schlechten Dienst erwiesen. Er verkehrt auf Du und Du mit manchem Vorstand der großen deutschen Aktiengesellschaften, und er genießt gleichzeitig das Vertrauen von rund 25 000 privaten Aktionären. Die Schutzvereinigung ist vor wenigen Wochen mit Verhaltensregeln für Investmentfonds an die Öffentlichkeit gegangen. Unter anderem will man damit Interessenkonflikte der Fondsmanager vermeiden. In einen solchen Konflikt ist Oetker geraten. Warum muss ausgerechnet ein Mann Präsident des DSW sein, der privat Aktienkäufe und -verkäufe in Millionenhöhe tätigt?

Oetker hätte den Konflikt vermeiden können. Er hätte, wenn er sein Amt so sehr schätzt, die Vermehrung seines Vermögens einem Verwalter überlassen können. Nun ist es zu spät und Oetker muss eine Entscheidung treffen. Er sollte sein Amt sofort abgeben. Ein Rückzug muss nicht das Eingeständnis von Schuld sein. Der Rücktritt wäre vielmehr ehrenhafter als das Beharren auf einer fragwürdigen Verteidigungsposition.

Daniel Rhee-Piening

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