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Wirtschaft: Ein Schatten fällt auf Bosch

Rückrufaktion von Mercedes hängt auch mit defekten Teilen zusammen

Berlin Im Zusammenhang mit den aktuellen Qualitätsproblemen bei Mercedes-Benz fällt inzwischen ein länger werdender Schatten auf Bosch. Am vergangenen Freitag hatte Daimler-Chrysler mitgeteilt, 1,3 Millionen Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz in die Werkstatt rufen zu wollen. Es wurden drei Ursachen dafür genannt, die wiederum alle mit Produkten des Elektronikkonzerns Bosch im Zusammenhang stehen: Ein Steuerungsgerät für die Batterie, ein Generatorenregler, der für eine gleichmäßige Spannung im Stromkreislauf sorgt, sowie die Bremsanlage SBC (Sensotronic Brake Control). Wie viele der 1,3 Millionen Autos welchen Defekt haben, konnten am Montag weder Sprecher von Bosch noch von Daimler-Chrysler quantifizieren. Bosch war erst vor zwei Monaten in die Schlagzeilen geraten, als eine defekte Diesel-Einspritzpumpe die Produktion bei Mercedes-Benz und BMW einschränkte. Nach längerem Gebrauch fiel die Pumpe aus und das betroffene Auto blieb einfach stehen.

Im aktuellen Fall ist unter anderem die moderne SBC-Bremsanlage betroffen, die Bosch gemeinsam mit Daimler-Chrysler entwickelt hat. Bei SBC wird die eigentlich hydraulische Verbindung zwischen Bremspedal und Bremse durch eine Signalübertragung ersetzt. Ein Mikrocomputer empfängt die Signale vom Bremspedal und ermittelt in Abstimmung mit anderen elektronischen Systemen (etwa ABS und ESP) den optimalen Bremsdruck für jedes Rad. Mit dieser SBC gibt es nun Problem: Zum einen ist nach Angaben von Daimler-Chrysler ein Bosch-Pumpenkolben aus einem Lieferzeitraum von drei Monaten schadhaft. Zum anderen muss ein Kabel fixiert werden, um ein automatisches (und nicht erwünschtes) Umschalten des Bremssystems zum hydraulischen Modus zu verhindern. Besonders pikant: Bereits vor knapp einem Jahr musste Daimler-Chrysler 680000 Autos wegen der SBC zurückrufen. Bosch hatte sich am vergangenen Donnerstag zu dem aktuellen Mercedes-Rückruf geäußert („Bosch unterstützt die Qualitätsmaßnahmen von Daimler–Chrysler“) und dabei ausdrücklich Bezug genommen auf das Batteriesteuerungsgerät sowie den Spannungsregler. Bei diesen Bosch-Produkten werde man „bei den Servicemaßnahmen helfen“. Zu den Problemen mit der SBC äußerte sich der Elektrokonzern nicht, weil dort Daimler-Chrysler „die Systemverantwortung hat“, sagte ein Bosch-Sprecher. Und schließlich sei die Integration unterschiedlicher Bordsysteme „Sache der Hersteller“. alf

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