zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Ein Stückchen Möller

Auch die deutschen Fußball-Clubs möchten an die BörseVON HEIKE JAHBERGDie roten Teufel stellen ihr Licht nicht unter den Scheffel."Jeder redet von AC Mailand oder FC Barcelona.

Auch die deutschen Fußball-Clubs möchten an die BörseVON HEIKE JAHBERG

Die roten Teufel stellen ihr Licht nicht unter den Scheffel."Jeder redet von AC Mailand oder FC Barcelona.Aber beide sind nicht so reich wie Manchester United", tönt Vereinsboß Sir Roland Smith.Der Mann hat gut reden.Die Geschäfte laufen wie geschmiert, die Vereinskasse ist prall gefüllt.Und rechnet man den Wert aller Manchester-Aktien zusammen, die derzeit an Europas Börsen gehandelt werden, kommt der Club auf einen Marktwert von über einer Mrd.DM. Das schürt den Neid der europäischen Konkurrenz.Nicht nur in Sachen Merchandising auch beim Gang an die Börse möchte wohl so mancher hochbezahlte Club-Manager Nachhilfestunden in Manchester nehmen.Seit Anfang 1996 hat sich der Aktienkurs des Klassenprimus an der Londoner Börse vervierfacht, und auch als Anfang dieses Jahres eine allmähliche Ernüchterung gegenüber den Dividenpapieren der Fußball-Clubs einsetzte, kamen die roten Teufel weitgehend ungeschoren davon. Das dürfte auch den hiesigen Vereinsfunktionären von Borussia Dortmund und Bayern München Mut machen.Beide rühren schon seit langem die Werbetrommel für eine grundlegende Reform der Statuten des Deutschen Fußball-Bundes.Denn bislang dürfen nur eingetragene Vereine Mitglieder im DFB sein.Die Top-Clubs der Bundesliga würden dieses gern ändern: Auch Aktiengesellschaften soll der DFB künftig in seinen Reihen dulden, fordern sie.Eine entsprechende Reform möge der nächste DFB-Bundestag im Oktober 1998 beschließen. Ohne eine entsprechende Weichenstellung fühlen sich die deutschen Spitzen-Clubs international benachteiligt.Immerhin können Aktionäre im Mutterland des Fußballs schon seit 1983 Aktien des Börsenpioniers Tottenham Hotspurs an der Börse kaufen, vier Jahre später wagte der dänische Club Brondby IF den Sprung aufs Börsenparkett, und demnächst wollen auch die Grashoppers aus Zürich ihr Börsendebüt geben.Der Anteilsverkauf spült der Konkurrenz zusätzliches Kapital in die Kassen, mit dem man auch an der Ruhr oder der Isar gern wirtschaften würde.Wenn die britische Liga rund 200 Mill.DM in neue Spieler investieren kann und die Bundesliga "nur" 125 Mill.DM, "muß uns das zu denken geben", sagt BVB-Präsident Gerd Niebaum.Obwohl die Ruhrgebietstruppe den letzten direkten Vergleich mit den Engländern bekanntlich für sich entscheiden konnte ... Doch der Gang an die Börse will wohl geplant sein.So müssen die Manager darauf achten, nur die Profi-Abteilung als AG auszugliedern, um die Steuervorteile, die der Vereinsstatus im Amateurbereich bringt, nicht zu gefährden.Auch eine feindliche Übernahme der Clubs muß mit allen Mitteln unterbunden werden.Unvorstellbar, wenn der FC Bayern an der Börse die Mehrheit an der Dortmunder Borussia erwerben könnte und dann mitbestimmen würde, welche Spieler der Trainer auf die Bank setzt! Glaubt man den Insidern des Fußballgeschäfts, dürften sich ohnehin nur wenige Vereine Hoffnung auf eine Börsenzulassung machen.Da die Clubs längere Zeit profitabel gewirtschaftet haben müssen, kommen nur einige ausgewählte Mannschaften ­ wie Bayern, Borussia oder Werder Bremen ­ in Frage, sagte DFB-Ligasekretär Holzhäuser kürzlich der "Woche".Und auch Gerhard Mayer-Vorfelder, DFB-Vizepräsident, warnt: "Die Umwandlung unserer Lizenzvereine in Aktiengesellschaften ist kein Allheilmittel gegen wirtschaftliche Probleme aller Art". Denn spätestens auf dem Parkett kommt die Stunde der Wahrheit.So haben sich längst nicht alle der sechs britischen Fußball-Clubs, die seit Februar an der Berliner Börse gehandelt werden, als Gipfelstürmer erwiesen.Während Manchester um fast eine DM zulegen konnten, stürzten Sunderland von 20,80 DM auf rund 11 DM.Dennoch verfolgt man an der Spree die Diskussion über den Börsengang der deutschen Profi-Fußballer mit großer Aufmerksamkeit: "Wir nehmen jeden gern, der sich kursmäßig gut entwickelt", sagt Börsen-Sprecherin Eva Klose.

Zur Startseite