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Wirtschaft: Eine Brücke zum Bosporus

Die Türkei wirbt in Berlin um Investitionen – Wowereit unterstützt den geplanten EU-Beitritt

Berlin - Die Türkei ist mit riesigen Schritten dabei, ein modernes Industrieland zu werden und Anschluss an die Europäische Union zu finden. In den vergangenen vier Jahren hat das Land mit Wachstumsraten von durchschnittlich acht Prozent sein Bruttosozialprodukt mehr als verdoppelt.

Wie sehr das Land Anschluss an Europa und besonders an Deutschland sucht, wird auch auf dem Türkisch-Deutschen Wirtschaftskongress deutlich, der Freitag und Sonnabend in Berlin stattfindet. Mehr als 1400 Teilnehmer diskutieren dort über Möglichkeiten, die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Türkei zu vertiefen, gemeinsame Projekte aufzubauen, den Handel auszuweiten. Zusätzliches Gewicht gewann die Konferenz schließlich durch den Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Merkel, die es vermied, konkret auf den von der Türkei angestrebten EU–Beitritt einzugehen, hob das „gemeinsame und starke Netz“ hervor, das es auszubauen gelte. Ihr türkischer Kollegen Erdogan betonte hingegen: „In Zukunft werden wir in der EU zusammen sein.“ Ihm dürfte die Aussage von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit zugesagt haben. Wowereit sprach sich unter Beifall für einen EU-Beitritt der Türkei aus, und mahnte: „Wenn man Verhandlungen führt, muss man wollen, dass sie gelingen und nicht, dass sie scheitern.“

Mehr als 2100 deutsche Unternehmen haben das Land am Bosporus als Produktionsstandort entdeckt und dort bisher 4,5 Milliarden Euro investiert. Doch die Türkei ist nicht nur als Produktionsstandort und Absatzmarkt interessant, es gilt auch die türkischen Wirtschaftskraft in Deutschland zu nutzen. Rund 210 000 türkische oder türkischstämmige Bürger leben allein in Berlin. Mindestens 6500 Unternehmen werden von Türken betrieben. Wowereit forderte sie auf, stärker als Mittler in der türkischen Gemeinde zu wirken. „Wir brauchen starke Partner, um die Menschen zu integrieren.“

Weniger die große Politik als vielmehr konkrete Geschäfte interessierten Fahri Kirsever aus Istanbul. Seine Gesellschaft hat ein Bildungsprogramm entwickelt, das sich per Radio speziell an in Deutschland lebende Türken wenden soll. „Das Konzept steht, wir haben die Genehmigungen und die Lizenzen“, sagt er. Einen Partner will Kirsever in Berlin finden.

Möglich, dass ihm dies auf dem Wirtschaftskongress gelingt. Neben Wirtschaftsberatern und der Post beispielsweise sind eine Vielzahl türkischer Medien, große Rechtsanwaltskanzleien und Banken mit Ständen im Foyer vertreten. Umgangssprache ist Türkisch, das wichtigste Kommunikationsmittel das Handy. Auch für Begün Ece, die für die Handelskammer in Istanbul gekommen ist. Sie bereitet die Teilnahme der Türkei an der kommenden Hannover Messe vor. Die Türkei wird Partnerland sein.

Kaffee gibt es schließlich am Stand von Beko, dem großen türkischen Elektrokonzern. Er stellt eine Maschine für türkischen Mokka vor. Den Kaffee dazu liefert Tchibo. In wenigen Wochen soll beides in Deutschland in den Handel kommen.

Daniel Rhee-Piening

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