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Wirtschaft: Eine Kapitalspritze für Ost-Firmen

Kreditanstalt für Wiederaufbau führt Anleger und Unternehmen zusammen BERLIN(val).Viele ostdeutsche Unternehmer, die sich auf dem gesamtdeutschen Markt behauptet haben, wollen expandieren ­ allein, es fehlt am Eigenkapital.

Kreditanstalt für Wiederaufbau führt Anleger und Unternehmen zusammen

BERLIN(val).Viele ostdeutsche Unternehmer, die sich auf dem gesamtdeutschen Markt behauptet haben, wollen expandieren ­ allein, es fehlt am Eigenkapital.Ihnen soll eine Eigenkapitalbörse helfen, die die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) am Mittwoch in Berlin eröffnete.Dort stellten sich knapp 50 ostdeutsche Unternehmer rund 150 möglichen Kapitalgebern vor.Bundesfinanzminister Günter Rexrodt und der Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit des Freistaates Sachsen, Kajo Schommer, nahmen an der Veranstaltung teil.Mit der Initiative wollen Bundesregierung und die KfW erfolgreichen mittelständischen Unternehmen die nötige Eigenkapitalspritze verpassen, und zwar über private Geldgeber. Das Pilotprojekt wird mit Mitteln des 1995 aufgelegten Beteiligungsfonds Ost finanziert, dessen Sinn die Förderung der mittelständischen Industrie in den Neuen Bundesländern ist.Das Finanzierungsvolumen dieses Fonds bis 1998 beläuft sich auf 1,5 Mrd.DM und soll angesichts der hohen Nachfrage im Rahmen des kürzlich beschlossenen 14-Mrd.-DM-Pakets um weitere 1 Mrd.DM aufgestockt werden. Wer sich via Eigenkapitalbörse an ostdeutschen Unternehmen beteiligt, dem bietet die KfW eine Refinanzierung mit vergleichsweise niedrigen Kapitalkosten an; überdies will sie dem Beteiligungsgeber 50 Prozent der Rückzahlung erlassen, falls das Unternehmen in Konkurs geht.Die Firmen, die sich auf der Börse präsentierten, sind überwiegend in den Jahren 1990 bis 1993 gegründet worden und haben heute zwischen 10 und 25 Mitarbeitern. "Große Hoffnungen" hegt KfW-Vorstandssprecher Gert Vogt im Hinblick auf den privaten Beteiligungsmarkt.Derzeit hielten die deutschen Beteiligungsgesellschaften ein Gesamtportefeuille von rund 7 Mrd.DM, das müsse ausgebaut werden.Seinen Worten zufolge haben aber die Förderprogramme des Beteiligungsfonds Ost regen Zulauf.Aus dem Fonds seien bisher 230 Mill.DM für Beteiligungen an fast 100 Unternehmen zugesagt worden, das Zusagevolumen habe sich seit 1991 vervierfacht.Verwalter des Fonds, der durch die Ausgabe steuerbegünstigter Darlehen finanziert wird, ist neben der KfW noch die Deutsche Ausgleichsbank.Der Bundeswirtschaftsminister betonte, die Deutschen müßten eine "Risikokultur" entwickeln.Bisher sei das Unternehmenswachsum auf Gewinnfinanzierung und Fremdkapital ausgerichtet gewesen, das müsse sich ändern.Deswegen solle der Beteiligungsfonds Ost auch nach 1998 weitergeführt werden.Über die generelle Förderpolitik in den neuen Ländern nach 1998 werde das Kabinett voraussichtlich noch im Mai entscheiden. Rexrodt appellierte an Banken und Beteiligungsgesellschaften, bürokratische Hürden abzubauen und Kreditverfahren zu beschleunigen.Wachstumsimpulse für die ostdeutsche Industrie forderte auch Schommer: "Wir brauchen keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, sondern Investitionen in gleicher Höhe," sagte er.Schommer warf den Deutschen mangelnden Mut bei der Finanzierung vor.Während hierzulande jeder nach dem Risiko frage, dächten etwa die Amerikaner erstmal über die Chancen nach.Anders argumentierte der ehemalige Vorsitzende des Verwaltungsrates der Treuhand, Jens Odewald, der sich als einen potentiellen Geldgeber bezeichnete.Er begründete die Vorsicht der Investoren mit den vergleichsweise niedrigen Renditen in den Neuen Bundesländern.So seien die Renditen in den USA mit im Schnitt 30 Prozent mindestens doppelt so hoch wie in Ostdeutschland.

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