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Wirtschaft: Eine Messe für Messemuffel

PARIS ."Hier haben wir genau das gefunden, was wir auf den großen Fachmessen immer vermißt haben", schwärmte Michel Voss, französischer Generalvertreter des deutschen Büromöbelherstellers Sedus Stoll.

PARIS ."Hier haben wir genau das gefunden, was wir auf den großen Fachmessen immer vermißt haben", schwärmte Michel Voss, französischer Generalvertreter des deutschen Büromöbelherstellers Sedus Stoll."Auf der Proseg haben wir ein Umfeld, in dem unsere Kunden schnell alles andere finden, ohne daß sie auf fünf andere Messen fahren müssen." Voss ist einer von über 500 Ausstellern aus Paris und Umgebung, die in den vergangenen drei Tagen auf der Beschaffungsmesse Proseg vertreten waren, um ihre Produkte und Dienstleistungen vorzustellen.Die Philosophie in der Proseg ist es, auf kleinem Raum anzubieten, was sonst auf diversen Einzelmessen präsentiert wird.So finden sich in den Messehallen am Stadtrand von Paris auf über 26 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche Frankiermaschinen neben Gebäudereinigern, Klimaanlagenhersteller neben Hausverwaltungsgesellschaften, Visitenkartendrucker neben Firmen, die Unternehmen den passenden Fuhrpark anbieten - alles auf Flächen von jeweils maximal 100 Quadratmetern.

Die Beschränkung auf das Wesentliche zahlt sich aus: "Etwa 80 Prozent unserer Kontakte führen zu Geschäftsabschlüssen", bilanziert Büromöbelverkäufer Voss.Andere Unternehmen nennen ähnlich hohe Erfolgsquoten.Vor fünf Jahren wurde die Proseg von den Eheleuten Jean-Paul und Jaqueline Constant als erste branchenübergreifende Fachmesse für den gesamten Unternehmensbedarf ins Leben gerufen.Das Konzept ist inzwischen so erfolgreich, daß die Messe auch nach Deutschland exportiert wird: Im Mai soll in den Messehallen am Funkturm die Profeg stattfinden, Tochter der Proseg.

"Wir haben den Berliner Markt analysieren lassen und festgestellt, daß vier von fünf Einkäufern aus Unternehmen und Verwaltung sich gerne auf einer Messe über Neuheiten informieren möchten", sagt Uwe Schneider, Geschäftsführer des deutschen Veranstalters Conplan, Frankfurt (Main).Bisher hätten sich viele der anvisierten Kunden allerdings als "absolute Messemuffel" erwiesen, da ihnen für Reisen von Fachmesse zu Fachmesse die Zeit fehlte.Die Proseg und ihre deutsche Tochter Profek wollen dort ansetzen: "Statt einer Reise durch Deutschland muß ein Einkäufer für den Bereich Allgemeine Verwaltung in Zukunft nur noch einmal im Jahr nach Berlin fahren." Die Zahlen aus Paris geben Schneider recht.In den vergangenen drei Tagen besuchten nach Angaben der Veranstalter knapp 10 000 Fachbesucher die Schau, fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Berliner Messegesellschaft bescheinigt dem französischen Konzept, mit der Expansion nach Deutschland eine Marktlücke zu füllen: "In den kommenden Jahren werden sich immer mehr Entscheidungsträger in Berlin ansiedeln.Für die ist so eine Messe genau das Richtige", sagt Hagen Thelow, der als Vertreter der Berliner Messe zur Proseg nach Paris gereist ist."Das Konzept, mit einem Besuch alles Wichtige zu sehen, geht in Paris auf - warum soll das nicht auch in Berlin klappen?" Ähnlich optimistisch sehen es auch einige der internationalen Unternehmen, die jetzt in Paris dabei waren und sich im kommenden Frühling auch in Berlin präsentieren wollen: "So eine gute Möglichkeit, uns direkt den Entscheidern vorzustellen, haben wir in Deutschland nicht", sagt Hugues Courthieu, Sprecher des nach eigenen Angaben weltweit tätigen Catering-Konzerns Sodexho.Außerdem sei die Proseg/Profek durch die beschränkte Ausstellungsfläche überschaubarer als andere Messen."Das ist eine sehr menschliche Dimension hier", sagt Courthieu.

Zur Zeit ist der Proseg-Veranstalter Conplan dabei, deutsche Aussteller zu akquirieren, wie Uwe Schneider sagt."Wir haben bisher Kontakt mit rund 2000 möglichen Ausstellern aus der ganzen Bundesrepublik geknüpft", sagt er.Der Schwerpunkt liege dabei auf Unternehmen aus Berlin und der Umgebung.150 davon sollen auf 7500 Quadratmetern in den Berliner Messehallen ausstellen.Schneider legt Wert auf eine ausgewogene Mischung aus den jeweiligen Branchenführern und den "kleinen Neulingen".Für Chancengleichheit soll die Begrenzung der Ausstellungsfläche auf 70 Quadratmeter sorgen.Nach den Vorstellungen Schneiders wird die Profek gerade für Unternehmen aus Berlin und dem Umland eine besondere Chance bieten, zielgerichtet die Entscheider in Bereichen wie Einkauf, Office- und Facility-Management, Logistik, Sicherheit und Wartung zu erreichen.6000 Fachbesucher erhofft Schneider für die Berliner Profek-Premiere im Mai.Wenn das französische Konzept auch in Deutschland angenommen wird, so Schneider, soll die Profek langfristig zu einer Berliner Dauereinrichtung werden.

LARS VON TÖRNE

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