zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Eine neue Manager-Generation erobert die Vorstände

Während die klassischen Kreditbanker eher national dachten, agieren die Investmentbanker mit internationaler PerspektiveRolf Obertreis Ausgestanden ist der Fall Holzmann noch längst nicht. Aber eines steht für viele Beobachter in Frankfurt fest: Eine ähnliche Rettungsaktion der Banken wird es kaum wieder geben, wenn es in Zukunft noch einmal zu vergleichbaren Schwierigkeiten bei einem anderen traditionsreichen Konzern kommen sollte.

Während die klassischen Kreditbanker eher national dachten, agieren die Investmentbanker mit internationaler PerspektiveRolf Obertreis

Ausgestanden ist der Fall Holzmann noch längst nicht. Aber eines steht für viele Beobachter in Frankfurt fest: Eine ähnliche Rettungsaktion der Banken wird es kaum wieder geben, wenn es in Zukunft noch einmal zu vergleichbaren Schwierigkeiten bei einem anderen traditionsreichen Konzern kommen sollte. Die Banken werden nicht mehr bereit sein, Milliarden in Branchen zu investieren, die von Überkapazitäten gekennzeichnet sind und vor einem tiefgreifenden Strukturwandel stehen. Sie werden es auch nicht mehr tun, weil das reine Kreditgeschäft mit Großunternehmen keine Zukunft hat.

Die Rendite ist zu gering, das Risiko - Beispiel Holzmann - ist zu hoch. Bank finanziert Industrie per Kredit - diese einfache Gleichung stimmt schon seit Jahren nicht mehr. Vorstandsmitglieder wie Carl von Boehm-Bezing bei der Deutschen Bank, er leitet auch den Aufsichtsrat von Holzmann, oder Joachim von Harbou bei der Dresdner Bank, die für das traditionelle Kredit- und Firmenkundengeschäft stehen, werden bei ihren Vorstandskollegen immer weniger durchdringen.

Längst ist klar, dass die deutschen Großbanken - wollen sie im internationalen Geschäft mithalten - auf die Investmentsparte setzen müssen: Auf das Geschäft mit Unternehmenskäufen und -Verkäufen (Mergers und Akquisitions), auf Börsengänge von Unternehmen und auf die Emission und die Platzierung von Unternehmensanleihen. Und all dies grenzüberschreitend.

Vor allem deshalb hat die Deutsche Bank schon vor zehn Jahren für viel Geld Morgan Grenfell gekauft und 1998 noch viel mehr für Bankers Trust hingeblättert. Und deshalb hat die Dresdner Bank Anfang der neunziger Jahre die britische Investmentbank Kleinwort Benson übernommen.

Für diese Ausrichtung steht auch die Internationalisierung der Vorstände: Bei der Deutschen Bank gilt dies vor allem für den Schweizer Josef Ackermann und den Briten Michael Dobson, die beispielhaft für den Typus des Investmentbankers stehen. Der 51jährige Ackermann wird längst als Nachfolger von Deutsche Bank-Vorstandssprecher Rolf Breuer gehandelt.

Die Dresdner Bank hat diese Internationalisierung zwar (noch) nicht vollzogen, mit Bernd Fahrholz und vor allem mit Leonhard Fischer, mit 36 Jahren das jüngste Vorstandsmitglied einer deutschen Großbank, hat sie allerdings auch zukunftsorientierte, vom angelsächsischen Denken geprägte Investmentbanker in die Topetage geholt.

Dass jetzt in den Vorstandsetagen regelrechte Kämpfe zwischen traditionellen Kredit- oder "Commercial" Bankern und den Investmentbankern ausgebrochen sind, ist zwar nur ein Gerücht. "Aber die Investmentbanker schauen schon von oben herab, wollen sich ausgliedern", sagt ein Insider.

Sie agieren mit internationaler Perspektive, die klassischen Kreditbanker denken eher national. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im Investmentbanking verdienen die Großbanken heute das große Geld. Allein zwei Milliarden Euro waren es bei der Deutschen Bank in den ersten neun Monaten 1999, 774 Millionen Euro bei der Dresdner Bank. Das normale Kreditgeschäft mit Großunternehmen, aber vor allem mit dem Mittelstand, wirft deutlich weniger ab. Fakt jedenfalls ist, dass bei der Deutschen Bank mit Jürgen Krumnow und Michael Endres in diesem Jahr zwei Vorstandsmitglieder den Sessel geräumt haben, die nicht als glühende Anhänger des Investmentbankings galten.

Für Bankanalysten wie Dieter Hein von Crédit Lyonnais oder Michael Klein von Bankhaus Sal. Oppenheim ist die Entwicklung folgerichtig und nicht überraschend. "Das ist nicht bedenklich. Im Gegenteil: Das ist eine sehr positiv und logisch", sagt Hein. "Wenn man das Bankgeschäft erfolgreich betreiben will, ist das Investmentgeschäft notwendig." Das heißt mit Blick auf Großunternehmen: Eine Großbank gibt längst nicht mehr nur einen Kredit, sie will auch bei Emissionen oder bei den Börsengängen von Tochterunternehmen mit dabei sein oder möglicherweise Fonds managen.

Oder sie plädiert für eine Anleihe anstelle eines Kredites. Das ist moderner, wird am Kapitalmarkt begrüßt und bringt der Bank höhere Gewinne. Einen Kredit muss sie mit teurem Eigenkapital unterlegen und absichern, bei einer Anleihe ist das nicht nötig. Oder Bank und Unternehmen einigen sich auf eine strukturierte Finanzierung mit anderen modernen Finanzinstrumenten. Auch so lassen sich die Gewinnchancen erhöhen und die Risiken minimieren.

Trotzdem werden die deutschen Großbanken nicht zu reinen Investmentbanken mutieren. Das Filialgeschäft und das traditionelle Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden werde, so heißt es in Frankfurt unisono, eine wichtige Basis der Banken bleiben. Sie halten das Universalbankgeschäft weiter hoch. Noch ist davon nicht viel zu spüren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false