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Wirtschaft: „Eine traurige Entscheidung“

Am Berliner Firmensitz sind die Meinungen zum Rücktritt von Kleinfeld geteilt

Berlin - Bei den Siemens-Beschäftigten in Spandau ruft der angekündigte Rücktritt von Konzernchef Klaus Kleinfeld gemischte Gefühle hervor. Während die einen betroffen reagieren, begrüßen andere den Schritt als überfällig. „Da steckt doch der gesamte Vorstand drin, die haben alle ihre Sorgfaltspflicht verletzt“, schimpft ein junger Elektrotechniker mit Blick auf den andauernden Korruptionsskandal des Unternehmens.

„Die Arbeitnehmer sind erleichtert, dass eine Entscheidung getroffen ist“, meint ein Kollege, der seit mehr als 20 Jahren im IT-Bereich von Deutschlands größtem Elektrokonzern arbeitet. Überrascht habe ihn der Rücktritt nicht, er habe sich ja abgezeichnet. Nun müsse man abwarten, wer Kleinfeld nachfolge.

Dass sich mit dem künftigen Chef für die Belegschaft viel ändert, bezweifeln einen Tag nach der Aufsichtsratssitzung in München die meisten. „Was im Management passiert, ist für die einfachen Arbeiter eigentlich irrelevant“, findet ein Monteur aus dem Schaltwerk Niederspannung. Es sei denn, der Konzern werde zerschlagen oder fusioniere mit einem anderen – das könne man in so einer Situation nie ausschließen. Seit zwölf Jahren arbeitet er schon bei Siemens, der Druck auf die Angestellten sei in den vergangenen Jahren immer größer geworden. „Klar, Kleinfeld hat Siemens weit nach vorne gebracht, aber die guten Zahlen sind mit harten Einschnitten erkauft worden.“ So seien Bereiche ausgegliedert und verkauft worden und viele Menschen hätten ihren Job verloren. „Kleinfeld tritt zurück und hat seine Taschen voll.“ Sein Mitleid halte sich in Grenzen.

„Kleinfeld war sympathisch und kompetent. Es ist eine traurige Entscheidung“, sagt dagegen ein anderer. Der Vorstandschef habe sich auf Siemens’ „klassische Werte“ konzentriert – weniger Hightech, mehr Energietechnik –, und sei so erfolgreich gewesen. „Außerdem war er ein Siemens-Mann, einer, der sich hochgearbeitet hat“, sagt der IT-Experte. Davor müsse man Respekt haben. Kleinfeld sei bei den Beschäftigten beliebt gewesen, auch die IG Metall habe ihm das Vertrauen ausgesprochen. „Viele sagen nun, es müsste einer von außen kommen, um dem Konzern ein neues Image zu verpassen.“ Doch ein Chef, der nicht über Interna Bescheid wisse, sei eher eine Belastung. „Manager, die keine Ahnung haben, haben wir schon genug.“

Juliane Schäuble

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