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Wirtschaft: Eine vergiftete Beilage

Man sagt, die Kunst der Diplomatie werde beim Abendessen zuerst gelernt, am besten geübt und am meisten angewandt. Deshalb fragen wir uns, ob Daniel Bernard, der französische Botschafter in Großbritannien, normalerweise allein speist.

Man sagt, die Kunst der Diplomatie werde beim Abendessen zuerst gelernt, am besten geübt und am meisten angewandt. Deshalb fragen wir uns, ob Daniel Bernard, der französische Botschafter in Großbritannien, normalerweise allein speist.

Denn von ihm wird berichtet, er habe bei einer Dinner Party, die vom Medienzar Conrad Black und seiner Frau Barbara Amiel ausgerichtet wurde, Israel als "dieses kleine Scheißland" bezeichnet. "Warum sollte sich die Welt wegen dieser Leute der Gefahr eines dritten Weltkrieges aussetzen", sagte er weiter - wahrscheinlich ohne zu wissen, dass Barbara Black, eine Kolumnistin des "Daily Telegraph", eine der größten Fürsprecherinnen für Israel ist.

Barbara Black, die diese Bemerkungen als erste in ihrer Kolumne vergangenen Montag zitierte, schrieb sie lediglich "einem Botschafter eines größeren europäischen Landes" zu. Trotzdem wurde Bernard schnell von der übrigen Presse als der Schuldige ausgemacht. Jetzt wird ihm Antisemitismus vorgeworfen, eine Beschuldigung, die er von sich weist.

Was den Zorn des französischen Botschafters besonders anfacht, ist, dass "eine offene und private Diskussion veröffentlicht wurde", wie sein Sprecher nörgelte. Nun, es hätte Bernard schon klar sein dürfen, dass solche Äußerungen ihren Weg in die Presse finden werden - besonders dann, wenn sie gegenüber Angehörigen der Presse fallen. Aber sollten die Vorwürfe tatsächlich wahr sein, ist vor allen Dingen bemerkenswert, dass Bernard dachte, es sei absolut in Ordnung, Israel auf solche Art zu charakterisieren. Es ist, als hätte Antisemitismus unter gesitteten Menschen seinen schlechten Beigeschmack verloren.

Dabei ist uns natürlich bewusst, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen einer Kritik an Israel und Antisemitismus. Aber die Dinge liegen anders, wenn die einzige freie Demokratie und der einzige zuverlässige Verbündete im Nahen Osten als Quelle nicht nur der Leiden der Palästinenser, sondern der ganzen Welt bezeichnet wird. Und sollen wir tatsächlich vergessen, dass alle "diese Leute" auch Juden sind?

Die gesittete Gesellschaft in Europa und Amerika hat richtigerweise darauf geachtet, Muslime nicht kollektiv für die Anschläge vom 11. September verantwortlich zu machen. Bernard ist die personifizierte gesittete Gesellschaft. Aber wenn er Israel derart charakterisiert, dann ist er eine Schande für die französische Nation, wenn nicht gar für alle seiner Art.

Aus dem Wall Street Journal. Übersetzt, ge

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