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Wirtschaft: Einehelfende Hand im dichten Bürokratie-Dschungel Berlins

Spezielle Leitstelle unterstützt Investoren in der HauptstadtVON CASPAR BUSSEDer Berliner Bürokratie-Dschungel ist berüchtigt: Will ein Investor in derHauptstadt etwa eine Baugenehmigung erhalten, können im schlimmsten Fallbis zu 34 Verwaltungsstellen damit befaßt sein.In einer Großstadt wieBerlin ist nicht nur die Verwaltungsdichte schon größer als beispielsweisein ländlichen Gebieten.

Spezielle Leitstelle unterstützt Investoren in der HauptstadtVON CASPAR BUSSE

Der Berliner Bürokratie-Dschungel ist berüchtigt: Will ein Investor in derHauptstadt etwa eine Baugenehmigung erhalten, können im schlimmsten Fallbis zu 34 Verwaltungsstellen damit befaßt sein.In einer Großstadt wieBerlin ist nicht nur die Verwaltungsdichte schon größer als beispielsweisein ländlichen Gebieten.In der Spreemetropole konkurrieren darüberhinausdie Bürokraten in den 23 Bezirken mit ihren Kollegen in denSenatsverwaltungen und den sonstigen Behörden - eine unheilvolle Allianz.Doch aus dem Dickicht der Berliner Verwaltung streckt sich seit September1996 eine helfende Hand: Die Investorenleitstelle beim BerlinerWirtschaftssenator."Den Satz: Wir sind nicht zuständig gibt es bei unsnicht", versichert Leiter Dietrich Happ.Die deutschlandweit als einmaliggeltende Institution soll Investoren bei ihrem Kampf gegen die bzw.mit derVielzahl Berliner Genehmigungs- und Planungsbehörden behilflich sein.Ziel:Die Interessen der Investoren mit den öffentlichen Belangen auf schnellemund unbürokratischen Weg in Einklang zu bringen.Dabei ist die Leitstelle nicht nur für Investoren da, die erstmals in derHauptstadt investieren wollen, sondern auch für diejenigen, die sichbereits hoffnungslos im Berliner Behörden-Gestrüpp verfangen haben undnicht mehr weiter wissen.In den ersten Monaten haben sich bei Happ undseinen sieben Mitarbeitern bereits mehr als 100 Hilfesuchende gemeldet.Bisjetzt konnte jedem Vierten geholfen werden.Die Stelle, so die ersteBilanz, hat sich zu einer wichtigen Anlauf- und Clearingstelle für dieWirtschaft entwickelt.Happ weiß, daß die wichtigste Voraussetzung für seine nicht eben leichteAufgabe der sensible Umgang mit den Verwaltungen ist.Dabei ist die Aufgabeder Investorenleitstelle von Anfang an so definiert, daß das neugeschaffene Referat keine eigene Entscheidungskompetenz hat, sondern sichdie Tätigkeit auf Beratung und Vermittlung zwischen den Konfliktparteienbeschränkt.Wichtig sind dabei natürlich gute Verbindungen zur Politik.BeiFinanzierungsproblemen wird aber auch schon mal der Kontakt zuGeschäftsbanken hergestellt oder über die Deutsche Ausgleichsbank einentsprechender Kooperationspartner gesucht.Der Betreuungsaufwand schwankt nach den Angaben Happs je nach Fall voneinigen Stunden bis hin zu sehr zeit- und arbeitsintensiven Engagements vonmehreren Monaten.Dabei reicht das Aufgabenspektrum von der einfachenBenennung eines richtigen Ansprechpartners innerhalb der Verwaltung bis hinzum aktiven Krisenmanagement für besonders verzwickte Fälle.In Zukunft sollen zunehmend Projetkmanager innerhalb und außerhalb derSenatsverwaltung mit besonders komplizierten oder großen Fällen betrautwerden.So greift beispielsweise die Wirtschaftsförderung Berlin größerenInvestoren unter die Arme.Auch mit der ebenfalls speziell eingerichteten"Task Force" der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) wirdzusammengearbeitet.Und ebenso die anderen Berliner Verwaltungen reagiereninzwischen auf den Vorstoß des Wirtschaftssenaors.Die Senatsverwaltung fürBauen, Wohnen und Verkehr hat schon eine "schnelle Eingreifgruppe"etabliert.So sieht es Happ auch als eine der wichtigen Aufgaben derInvestorenleitstelle, andere Behörden, etwa den Denkmalschutz, fürwirtschaftliche Zielsetzungen aufgeschlossener zu machen.Die Rolle des Vermittlers ist aber nicht nur gegenüber der BerlinerVerwaltung konfliktbehaftet.Auch den Investoren muß oft klargemachtwerden, daß "die Bäume nicht in den Himmel wachsen können", so Happ.Vielmehr muß denjenigen, die vielleicht vom Ergebnis der Verhandlungenenttäuscht sind, vermittelt werden, daß es bei komplexen Verfahren wederGewinner noch Verlierer geben kann."Gewinner muß immer die BerlinerWirtschaft sein", lautet das Motto von Wirtschaftssenator Elmar Pieroth.Die Investorenleitstelle versteht sich bewußt als Dienstleister für dieBerliner Wirtschaft.An Donnerstagen wurden sogar, noch immer unüblich füreine Behörde, Spätsprechstunden bis 20 Uhr eingerichtet.Erreichbar sinddie Experten per Telefon (030-7876-3355) oder per Fax (030-7876-8253) undneuerdings auch über das Internet (http:www.berlin.de).Mehr als ein halbes Jahr nach Etablierung sieht sich dieInvestorenleitstelle auf dem richtigen Weg.Die Akzeptanz im BerlinerBehörden-Dickicht sei erstaunlich hoch, heißt es.Der Erfolg spricht sichherum: So interessiert sich das Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalenbereits für das Projekt.Ziel: Eine ähnliche Institution auch imbevölkerungsreichsten Bundesland zu etablieren.

CASPAR BUSSE

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