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Wenn das mit dem Strom nur immer so einfach wäre, wie in der Installation „Capri-Batterie“ von Joseph Beuys. Foto: dpa

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Wirtschaft: Einfach schwere Lösung

Die Berliner Solarfirma Solon will mit dem Verkauf großer Blei-Akkus die Branche retten – und sich selbst.

Berlin – Die Technik ist im Prinzip fast 100 Jahre alt und auf die daher naheliegende Frage, warum diese Idee nicht schon viel früher umgesetzt worden ist, antwortete Holger Pfefferle: „Es gab dafür bisher noch keine große Nachfrage“. Der Leiter der Abteilung Energiemanagement-Systeme beim Berliner Solarunternehmen Solon erklärte am Montag auf einer Fachmesse am Berliner Alexanderplatz, dass Strom bisher noch zu billig war und die Probleme mit der Stabilität im Netz auch noch nicht so groß. Jetzt aber ist die Zeit reif: Solon startet noch diesen Winter den Verkauf großer Blei-Akkus für den Hausgebrauch.

Der Schritt soll Teil der Rettung des angeschlagenen Unternehmens sein und der gesamten Branche helfen. Solons neues System „Soliberty“ ist nämlich auch mit Solaranlagen aller Hersteller kompatibel und bietet eine – mit 360 Kilogramm allerdings sehr schwere – Lösung für das grundsätzlichste aller Probleme der Fotovoltaik: Nachts scheint keine Sonne.

Aus diesem Grund speisen fast alle Solaranlagen den erzeugten Strom ins öffentliche Netz ein und belasten dieses stark. Die Idee, den Strom direkt im Haus zu speichern, damit die Bewohner ihn vor Ort nutzen können, liegt natürlich nahe. Allerdings stellte das Fachmagazin „Photon“ erst jüngst wieder fest, dass es hierzulande derzeit noch kein Speichersystem gibt, das rentabel ist. Solon will das nun gelungen sein – und zwar, indem ihre Entwickler auf eine sperrige, aber günstige Technik gesetzt haben: Blei-Akkus. Die meisten Wettbewerber, da gibt es rund 30, setzen auf Lithium-Ionen-Akkus. Die sind leichter, aber bis zu sieben- mal so teuer.

Solon verkauft über seine Vertriebspartner nun eine Anlage für rund 8000 Euro, die es einem größeren Haushalt (4000 bis 5000 Kilowattstunden Jahresverbrauch) ermöglichen soll, die Stromrechnung um bis zu 70 Prozent zu senken. Nach deutlich weniger als 20 Jahren habe man damit die Anschaffungskosten wieder reingeholt, rechneten die Solon-Leute am Montag vor.

Das System besteht aus zwei Komponenten: Einer Truhe, 87 Zentimeter breit, 53 hoch und 44 tief, und einem fast ebenso großen Schaltkasten. Dafür braucht man im Keller Platz. Etwa alle zwei Jahre muss man etwas destilliertes Wasser nachfüllen – ansonsten arbeitet das System völlig selbstständig. „Wir glauben nicht, dass Leute beim Strom irgendwelche Touchscreens und spezielle Steuerungsmöglichkeiten wollen, sondern ein Ding, das nur da steht und seine Arbeit macht“, sagte Pfefferle. Nach etwa zwölf Jahren, wenn der Akku nur noch 80 Prozent der Leistung erreicht, könne man die 24 Bleizellen austauschen, für rund 1000 Euro.

Der Akku speichert 24 Kilowattstunden, im Normalbetrieb liefert die Anlage dem Haus rund 2000 Watt, wenn Festtagsbeleuchtung angesagt ist, auch mal 2600 Watt eine halbe Stunde lang. Zusätzlich kann sie noch 1000 Watt aus dem Stromnetz ziehen.

Solon hat das System mitentwickelt, lässt es aber von einem nicht genannten Hersteller bauen. Mit dem Vertrieb zielen die Berliner auf den Markt der Eigenheimbesitzer mit Solardachanlage, das sind etwa 300 000 potenzielle Kunden hierzulande. Wie viele man tatsächlich erreichen kann, darüber mochte man bei Solon zunächst keine Einschätzung abgeben. Interessant ist jedoch, dass das Unternehmen – anders als viele Wettbewerber – offenbar nicht auf futuristische Design-Technik setzt, sondern auf Bodenständigkeit. Blei, das ist nicht so schick wie Lithium-Ionen-Akkus. „Wir glauben aber, der Kunde will eine Funktion kaufen und keine Technik“, sagte Pfefferle.

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