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Einkommensverteilung: Trend zu Ungleichheit gestoppt

Die Einkommen hierzulande klaffen weniger auseinander, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ermittelt. Ein hohes Armutsrisiko tragen Jugendliche und Alleinerziehende.

Berlin - Die Einkommensschere in Deutschland beginnt sich ganz leicht zu schließen. Jedenfalls nach einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Die Einkommen in Deutschland waren im Jahr 2010 etwas weniger ungleich verteilt als noch fünf Jahre zuvor“, schreibt das DIW am Donnerstag in einer Studie. Die jährlichen Einkommen aus Arbeit und Kapital stiegen demnach in Westdeutschland zwischen 2005 und 2010 um vier Prozent oder 1000 Euro. In Ostdeutschland gab es im gleichen Zeitraum sogar ein Plus von 20 Prozent oder 2900 Euro. Von einer „Trendwende in der Einkommensentwicklung“ ist die Rede, und das DIW führt diese Wende vor allem auf die „gute Arbeitsmarktentwicklung“ zurück.

Alles in allem ist die Kluft zwischen Arm und Reich ein bisschen kleiner geworden, weil auf der einen Seite „das verfügbare Einkommen der ärmsten 40 Prozent der Bevölkerung stieg, während die mittleren und oberen verfügbaren Einkommen stagnierten“. Und das wiederum erklären die Ökonomen mit rückläufigen Einnahmen aus Vermögen.

„Der ärmere Teil profitierte von Tariflohnsteigerungen“, schreibt das DIW. Das überrascht, denn immer weniger Arbeitnehmer werden überhaupt nach Tarif bezahlt. Bei den verfügbaren Einkommen (Einkommen einschließlich Transferzahlungen abzüglich Steuern und Sozialabgaben) liegen die Menschen im Ostteil Deutschlands noch immer um ein Fünftel hinter den Westdeutschen zurück. Und im Osten „lebt noch immer jede fünfte Person unterhalb der Armutsrisikoschwelle“.

In der Bundesrepublik insgesamt haben 14 Prozent der Haushalte nicht mehr als 990 Euro im Monat zur Verfügung und fallen damit in die Kategorie „Armutsrisiko“. 2009, auf dem Höhepunkt der Finanz- und Bankenkriese, waren es 15 Prozent. „Insgesamt scheint es Deutschland gelungen zu sein, die sozialen und ökonomischen Risiken der Wirtschafts- und Finanzkrise einzugrenzen“, schreibt das DIW. Das gilt indes nicht für junge Leute und Alleinerziehende.

„Berufseinsteiger müssen immer häufiger mit prekären Beschäftigungsverhältnissen oder schlecht bezahlten Praktika Vorlieb nehmen.“ Fast ein Fünftel der jungen Erwachsenen unter 24 Jahren ist armutsgefährdet. Bei Alleinerziehenden mit einem Kind sind es fast ein Drittel; wenn es zwei oder mehr Kinder gibt, dann steigt das Armutsrisiko sogar auf 50 Prozent. alf

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