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Wirtschaft: Einzelhandel leidet unter Kriminalität

Ladendiebstahl und Konsumflaute setzen Händlern zu / Mehrwertsteuer-Erhöhung "katastrophal" BERLIN (dw).Der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) sieht "katastrophale Folgen" falls es zu der geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer kommt.

Ladendiebstahl und Konsumflaute setzen Händlern zu / Mehrwertsteuer-Erhöhung "katastrophal"

BERLIN (dw).Der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) sieht "katastrophale Folgen" falls es zu der geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer kommt."Die ohnehin bescheidenen Gewinnerwartungen würden weiter - vielfach bis auf Null - reduziert", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Holger Wenzel am Mittwoch auf der Jahrespressekonferenz seines Verbandes in Berlin.Der Einzelhandel lehne es ab, "gleichsam als Inkassostelle des Finanzministers", die Mehrwertsteuer zu erheben und auf den Kunden abwälzen zu müssen."Wenn die Erhöhung so kommt, wie geplant, ist ein Drittel der Rendite weg", sagte Wenzel.Dies sei umso gefährlicher, als der deutsche Einzelhandel nicht nur unter einer langfristigen Konsumflaute leide, sondern auch mit einer zunehmenden Zahl von Ladendiebstählen und Einbrüchen zu kämpfen habe.Mit Kritik reagierte der Verband auf den wirtschaftspolitischen Leitantrag der SPD vom Vortag.Darin hatte die SPD die Befürchtung geäußert, der Einzelhandel werde die Einführung des Euro zu verdeckten Preissteigerungen nutzen."Solche Äußerungen sprechen nicht gerade für den ökonomischen Sachverstand dieser Partei", sagte Wenzel.Die von der SPD geforderte Verlängerung der doppelten Preisauszeichnung verteure für den Handel nur die ohnehin schon aufwendige Umstellung auf den Euro. Allein die Verluste durch Ladendiebe summierten sich für den Einzelhandel auf bis zu 5 Mrd.DM jährlich.Nach den Ergebnissen einer Umfrage, die der Präsident des Gesamtverbandes des Einzelhandels Land Berlin (GdE), Bernd Rückert, präsentierte, haben 91 Prozent aller Läden in den letzten zwei Jahren Erfahrungen mit Ladendieben gemacht.27 Prozent der Befragte gaben an, in diesem Zeitraum Opfer von Bandendiebstahl geworden zu sein.Gut zwei Drittel der befragten Einzelhändler hätten dabei eine deutliche Zunahme dieser Delikte beobachtet.Der HDE fordert deshalb, das innerstädtische Umfeld für die Geschäftsleute zu verbessern.Viele Kunden würden auch schon durch alkoholisierte Gruppen, die öffentliche Drogenszene, Vandalismus, Graffitti und agressives Betteln vom Einkauf in den Innenstädten abgeschreckt.Der HDE wolle "keinen Wahlkampf mit dumpfen Parolen führen", müsse aber auf das wachsende Problem mit Kriminalität und sozialen Randgruppen in den Innenstädten hinweisen, sagte Verbandssprecher Thomas Werz.Der Einzelhandel fordere vor allem mehr Präsenz der Polizei vor Ort sowie deren "konsequentes und gezieltes Eingreifen." Ohnedies mußte der Einzelhandel in diesem Jahr wieder mit konjunkturellen Einbußen leben."Das ohnehin nicht hoch gesteckte Ziel einer Stabilisierung der Umsätze wurde nicht erreicht", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Wenzel.Für das Gesamtjahr 1997 werde ein reales Umsatzminus von 1 bis 2 Prozent befürchtet.Damit wären die Umsätze des Einzelhandels im fünften Jahr hintereinander nicht mehr real gewachsen.Der schwärzeste Monat der Händler war bislang der August: Der Umsatz der Warenhäuser brach in diesen Sommerwochen um 10 Prozent, der Umsatz der Bekleidungshändler sogar um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein.Als Konsequenz aus diesen besorgniserregenden Zahlen fordere der HDE vor allem "eine Steuerreform, die nicht umschichtet, sondern eine merkliche Entlastung bringt." Als die gute Nachricht des Tages präsentierte der HDE eine deutlich verbesserte Ausbildungsbilanz des Einzelhandels.Nach einer Verbandsumfrage hätten 7,7 Prozent mehr Unternehmen Lehrstellen angeboten, als im letzten Jahr.Die Zahl der tatsächlich abgeschlossenen Ausbildungsverträge konnte bislang um 6,6 Prozent erhöht werden, für das Gesamtjahr gehe man von einem Plus von 5 Prozent aus.Allerdings falle auf, daß die Ausbildungsbereitschaft bei kleinen Betrieben zurückgegangen, bei den Großen jedoch überdurchschnittlich gestiegen sei.

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