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Wirtschaft: Einzelhandel sieht weiter kein Ende der Durststrecke

Branche setzte 1997 zum fünften Mal weniger um als im Vorjahr / Stellenabbau geht weiter BONN (wei).Der deutsche Einzelhandel hat im vergangenen Jahr noch nicht aus der Rezession gefunden.

Branche setzte 1997 zum fünften Mal weniger um als im Vorjahr / Stellenabbau geht weiter BONN (wei).Der deutsche Einzelhandel hat im vergangenen Jahr noch nicht aus der Rezession gefunden.Mit 715 Mrd.DM - das waren real 1,5 Prozent weniger als 1996 - setzte die Branche zum fünften Mal in Folge weniger um als im Vorjahr.Bei den Händlern, sagt der Präsident des Einzelhandelsverbandes HDE, Hermann Franzen, sinke angesichts dieser Zahlen die Stimmung.4000 mußten 1997 Konkurs oder Vergleich anmelden, hinzu kommen die statistisch nicht erfaßten Betriebsaufgaben.30 000 Arbeitsplätze baute die Branche 1997 ab; in diesem Jahr wird der Beschäftigungsrückgang anhalten, obwohl in vielen Geschäften die Personalausstattung auf ein Minimum gesunken ist.Von den Ausgaben für den privaten Verbrauch gehen nur noch 34 Prozent durch die Kassen des klassischen Einzelhandels, Anfang der 90er Jahre waren es noch gut 42 Prozent.Immer mehr geben die Konsumenten dagegen für Urlaubsreisen, Miete und andere Dienstleistungen aus.In diesem Jahr erwartet der HDE keine durchgreifende Besserung der Lage.Den günstigeren Prognosen der Konjunkturforscher steht man in Köln skeptisch gegenüber.Einschließlich der Mehrwertsteuererhöhung rechnet Franzen 1998 mit einem Umsatzwachstum von höchstens einem Prozent."Preisbereinigt bliebe wieder ein kleines Minus." Der HDE hält es deswegen für richtig, daß die Händler den höheren Steuersatz an ihre Kunden weitergeben.Sehr zuversichtlich, daß ihnen das gelingt, sind die Funktionäre angesichts des harten Wettbewerbs aber nicht.Deshalb sollen auch die Belastungen aus der Umstellung auf den Euro auf ein Minimum begrenzt werden.Daß sich der HDE mit seiner Forderung nach einem "Big-Bang" im Jahr 2002 durchsetzen kann, ist noch fraglich.Zur doppelten Preisauszeichnung dürften die Einzelhändler aber auf keinen Fall vom Gesetzgeber verpflichtet werden.Der Markt werde die Orientierungsprobleme der Verbraucher allemal besser und kostengünstiger lösen als zusätzliche Vorschriften.Die Glaubwürdigkeit dieser Perspektive unterstreichen die Verbände des Handels mit einer Erklärung zur "Sicherung der Preistransparenz bei der Einführung des Euro".Darin sagt die Branche unter anderem zu, die Währungsumstellung nicht für versteckte Preiserhöhungen zu nutzen.Deregulierung verlangt der HDE auch auf den deutschen Flughäfen.Die Sonderkonditionen der dort ansässigen Duty-free-Shops dürften nicht über den 30.Juni 1999 hinaus verlängert werden.Dadurch gingen dem Finanzminister 200 Mill.DM Steuern im Jahr verloren.Neben der Wettbewerbsverzerrung zulasten des voll steuerpflichtigen Handels kritisiert Franzen auch, daß bei den Kunden bewußt der Eindruck erweckt werde, auch Uhren, Lederwaren oder Kosmetik seien im Duty-free steuerbefreit.Das sei aber nur bei Tabakwaren und alkoholischen Getränken der Fall.Die Währungsunion stellt den Einzelhandel auch vor eine neue Wettbewerbssituation.Bereits jetzt versuchen die Großen der Branche, Marktanteile in den Nachbarländern zu erobern.Umgekehrt müssen die Unternehmen in Deutschland damit rechnen, daß Briten oder Franzosen versuchen, hierzulande Fuß zu fassen.Besondere Vorschriften für den Handel im Kartellrecht lehnt der Verband gleichwohl ab.Die eigentlichen Konzentrationsprobleme bestünden auf der Seite der industriellen Lieferanten.Von einem Preisdiktat des Handels könne nicht die Rede sein.

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