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Wirtschaft: Einzelhandel will Spätzuschläge streichen

Wegen der schwachen Branchenentwicklung sehen die Arbeitgeber kaum Spielraum für Lohnerhöhungen

Berlin - Im Einzelhandel bahnt sich eine harte Tarifrunde an. Wenige Wochen vor Beginn der Verhandlungen kündigte der Deutsche Einzelhandelsverband (HDE) an, dass „ein Verhandlungsspielraum wie in anderen Wirtschaftszweigen im Einzelhandel nicht gegeben sei“. Rainer Marschaus, der Vorsitzende des tarifpolitischen Beirats des HDE, sagte auch gleich, was das für die anstehende Tarifrunde bedeutet: „Da gibt es nichts zu verteilen.“

Trotz der guten Wirtschaftslage hatte der Einzelhandel im vergangenen Jahr das geringste Umsatzplus der vergangenen drei Jahre erzielt. Im Gesamtjahr reichte es nur zu einem mageren Plus von (inflationsbereinigt) 0,1 Prozent. Für 2007 erwartet der Handel einen realen Umsatzrückgang von einem Prozent.

Die Gewerkschaft Verdi fordert trotzdem höhere Löhne für die 2,7 Millionen Beschäftigten. „Spürbare Einkommenserhöhungen müssen sein“, sagte Verdi-Sprecher Jan Jurczyk dem Tagesspiegel. Die Gewerkschaft will die Größenordnung spätestens Anfang März bekanntgeben.

Die Tarife werden von den regionalen Tarifkommissionen ausgehandelt. Den Auftakt machen Hessen, das Saarland und Baden-Württemberg, wo die Tarifverträge jeweils zum 31. März gekündigt worden sind. In Berlin und Brandenburg ist das erst drei Monate später der Fall.

Nachdem die Ladenöffnungszeiten ausgeweitet worden sind, wollen die Arbeitgeber auch über die tariflichen Spätzuschläge verhandeln. „Wir sind die einzige Branche, die nach 20 Uhr Zuschläge zahlt“, sagte HDE-Vertreter Marschaus. Nach 18.30 Uhr erhalten Verkäufer bisher einen Zuschlag von 20 Prozent, nach 20 Uhr werden 50 Prozent mehr fällig. Die Einzelhändler fordern die komplette Streichung der Zuschläge. Eine Kompensation wollen sie nicht anbieten. Die Gewerkschaft kündigt Widerstand an. „Die Zuschläge müssen erhalten bleiben“, fordert Verdi-Sprecher Jurczyk. Wegen der Zuschläge hatten die Arbeitgeber den Manteltarifvertrag zum Jahresende gekündigt.

Nicht nur die Spätzuschläge halten die Arbeitgeber nicht mehr für zeitgemäß, auch die gesamten Tarifstrukturen wollen sie zusammen mit Verdi neu aushandeln. So soll sich etwa die Höhe der Bezahlung künftig nicht mehr nach der Zugehörigkeit zum Betrieb richten, sondern nach den spezifischen Anforderungen. „Je komplexer die Anforderungen, desto höher die Bezahlung“, erläuterte Marschaus. Eine Einigung auf Bundesebene soll in der ersten Jahreshälfte erfolgen.pet

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