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Gut im Rennen. Die Cloppenburger Firma Derby Cycle ist mit Marken wie Focus die Nummer eins auf dem deutschen Markt. Foto: promo

© Jan Greune

Elektorfahrräder: Auf zwei Rädern an die Börse

Größter deutscher Hersteller Derby Cycle trifft auf die bereits notierten Mitteldeutschen Fahrradwerke.

Frankfurt am Main/Berlin - Elektrofahrräder setzen die Zweiradbranche unter Strom. Jetzt sollen sie auch die Börse in Schwung bringen. Als erstes Unternehmen in diesem Jahr wagt sich der niedersächsische Fahrradhersteller Derby Cycle am 4. Februar auf das Börsenparkett. Zwar wird der Börsengang mit einem Erlös von maximal 106 Millionen Euro ein vergleichsweise kleiner. Beobachter in Frankfurt erhoffen sich aber trotzdem ein Signal, dass endlich wieder mehr Firmen den Gang an die Börse wagen.

Mit Derby Cycle bietet ein Unternehmen Aktien an, das solide aufgestellt und zuletzt bei Umsatz und Gewinn deutlich gewachsen ist. Die 1919 gegründete Cloppenburger Firma verkaufte 2010 rund 430 000 Räder, davon mehr als 40 000 Elektroräder. Vom Trend zur Elektrifizierung wolle man auch in Zukunft profitieren, sagte Vorstandschef Mathias Seidler am Montag in Frankfurt. Derby Cycle ist die Nummer eins in Deutschland, bei Elektrofahrrädern liegt der Marktanteil bei 20 Prozent. „Der Markt entwickelt sich dynamisch. Elektromobilität findet nicht bei Autos statt, sondern bei Fahrrädern“, sagte Seidler. Insgesamt verkauft Derby seine Räder unter verschiedenen renommierten Marken wie Kalkhoff oder Focus – vom normalen Stadtrad über das E-Bike bis zum knapp 10 000 Euro teuren Rennrad – in 40 Ländern. Produziert wird zu über 90 Prozent in Deutschland, mit Komponenten vor allem aus Fernost.

Seit 2005 hat das Unternehmen mit rund 550 Mitarbeitern den Umsatz verdoppelt. Im Geschäftsjahr 2009/2010, das Ende September abgeschlossen wurde, lag er bei 173 Millionen Euro. Das Vorsteuerergebnis betrug bei einer Eigenkapitalquote von 46 Prozent 7,5 Millionen Euro, ein Plus gegenüber dem Vorjahr von rund 40 Prozent.

Derby Cycle trifft an der Börse auf den bereits seit 2004 notierten Wettbewerber Mifa Mitteldeutsche Fahrradwerke AG. Zu 9,30 Euro waren die Aktien des sachsen-anhaltinischen Unternehmens damals erstmals gehandelt worden – am Montag kostete das Papier 3,10 Euro.

Der deutsche Markt für Fahrräder war im Krisenjahr 2009 deutlich geschrumpft. Der Branchenverband ZIV machte dafür die langen und kalten Winter sowie die Abwrackprämie für Autos verantwortlich. Für das Jahr 2010 wurden noch keine Zahlen veröffentlicht, die Branche hatte sich zuletzt aber wieder etwas zuversichtlicher gegeben – nicht zuletzt wegen des Trends zu E-Fahrrädern.

Derby-Cycle-Aktien können bis 2. Februar in einer Preisspanne zwischen 11,50 und 15,50 Euro gezeichnet werden. Insgesamt werden aus einer Kapitalerhöhung und dem Verkauf durch Altaktionäre 6,84 Millionen Aktien angeboten. Daraus ergibt sich ein Erlös zwischen 78 und 106 Millionen Euro, von dem gut 20 Millionen an das Unternehmen fließen. Am 4. Februar soll die Aktie das erste Mal in Frankfurt gehandelt werden. Über 90 Prozent der Aktien sollen künftig breit gestreut sein. Anfang Oktober hatte Derby Cycle feste Aufträge im Volumen von 103 Millionen Euro in den Büchern. Verkauft werden die hochwertigen Räder – Durchschnittspreis rund 430 Euro – fast nur über Fachhändler. Mit dem Erlös aus dem Börsengang will das Unternehmen das Wachstum und die Expansion in Europa, den USA und Australien finanzieren.

Der Börsengang der Cloppenburger könnte frischen Wind auf das Frankfurter Parkett bringen. Das Umfeld sei dank der guten Wirtschaftsentwicklung bestens, die Unternehmen seien hervorragend aufgestellt und die Anlagealternativen rar, sagte Frank Behrends von der BHF Bank, die den Börsengang von Derby Cycle zusammen mit der Equinet Bank organisiert. Banker rechnen im laufenden Jahr mit rund 20 neuen Börsengängen.

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