zum Hauptinhalt

Elektro-Pioniere: Die ersten Autos kamen aus Berlin

Als Carl Benz vor 125 Jahren in Mannheim das erste Fahrzeug mit Verbrennungsmotor präsentierte, war man in Berlin schon einen Schritt weiter – rückblickend betrachtet. Denn die Anfänge des Automobils waren ungeachtet des späteren Siegeszugs des Benzinmotors elektrisch.

Als Carl Benz vor 125 Jahren in Mannheim das erste Fahrzeug mit Verbrennungsmotor präsentierte, war man in Berlin schon einen Schritt weiter – rückblickend betrachtet. Denn die Anfänge des Automobils waren ungeachtet des späteren Siegeszugs des Benzinmotors elektrisch. Am 29. April 1882 hatte Werner Siemens (das „von“ trug er erst ab 1888 im Namen) in Halensee bereits einen elektrisch angetriebenen Kutschenwagen vorgestellt – Elektromote genannt. Der spätere Weltkonzern nimmt für sich in Anspruch, der Gründer habe „nicht nur das erste Elektromobil“ erfunden, sondern auch den ersten Oberleitungsbus der Welt. Die 540 Meter lange Versuchsstrecke für das Elektromote verlief auf einem Feldweg im damals noch selbstständigen Villen- und Mietshausviertel Halensee, heute Teil des Bezirks Charlottenburg- Wilmersdorf. Siemens hatte bewusst die Nähe zur Hauptstadt gewählt, wo der Verkehr noch von Pferde- und vereinzelt auch von Dampfwagen geprägt war. Die Technik aus Berlin wurde Jahre später – Werner von Siemens war 1892 gestorben – in Paris eingesetzt, wo von 1900 an der erste planmäßige Personenverkehr der Compagnie de Traction par Trolley Automoteur den Betrieb aufnahm. Schon 1905 legte das Unternehmen Siemens & Halske nach und brachte die „Elektrische Viktoria“ auf die Straße. Ein Gefährt, das als Taxi und Lieferwagen mit einer Spitzengeschwindigkeit von 24 Stundenkilometern durch Berlin rollte. Deutlich schneller war zwei Jahre zuvor ein weiteres Fahrzeug aus der Berliner Pionierzeit unterwegs gewesen: 1903 schickte Siemens einen Drehstrom-Triebwagen auf die Versuchsstrecke Marienfelde-Zossen. Das staunende Publikum erlebte einen für die Zeit sensationellen Rekord: der Triebwagen schaffte rund 210 Stundenkilometer. Die Metropole Berlin entwickelte sich zu einem Anziehungspunkt für Automobilisten – und zum Versuchsfeld für elektrische Antriebe. 1902 übernahm die Daimler-Motoren-Gesellschaft die Motorfahrzeug- und Motorenfabrik Berlin AG (MMB) in Berlin-Marienfelde als Zweigniederlassung – heute findet sich hier das älteste produzierende Werk des Stuttgarter Autokonzerns. Ebenfalls 1902 ließ sich Daimler den Markennamen „Mercedes“ schützen. Mit den ersten Mercedes-Mixte Hybridtaxis lieferte sich der Pionier den ersten Wettbewerb mit den E-Mobilen von Siemens. Ab 1908 fuhren in Berlin-Marienfelde elektrische Stadtwagen des Mercedes Electrique: Landaulet, Coupé und Mylord.

Zur Startseite