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Wirtschaft: Elektroindustrie verliert an Boden

FRANKFURT (MAIN) (wb/HB). Die deutsche Elektroindustrie ist zwar zuversichtlich, ihre Prognose eines Umsatzwachstums um zwei (4,5) Prozent auf knapp 260 (253) Mrd.

FRANKFURT (MAIN) (wb/HB). Die deutsche Elektroindustrie ist zwar zuversichtlich, ihre Prognose eines Umsatzwachstums um zwei (4,5) Prozent auf knapp 260 (253) Mrd. DM in diesem Jahr halten zu können. Doch: "Von dem ursprünglich erwarteten Anziehen der Binnenkonjunktur gibt es nach drei Jahren kräftiger Exportzuwächse kaum eine Spur", sagt Dietmar Harting, der Präsident des Zentralverbands der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI).

In den ersten vier Monaten stagnierte der Umsatz der Branche, ihre Produktion sank preisbereinigt um zwei Prozent, die Auslastung auf 80 (1998: 84) Prozent. Dem Wachstum der Auslandsaufträge von gut vier Prozent stand bis Ende April 1999 ein Rückgang der Inlandsnachfrage um zwei Prozent gegenüber. Die Hoffnung auf einen Ausgleich der nachlassenden Exportdynamik durch mehr Schwung im Inland habe sich nicht erfüllt, beklagt Harting. Erneut kämen die Antriebskräfte nur vom Export, zusätzlich gestützt von der Wechselkursentwicklung.

"Damit steht die jetzt erwartete leichte Erholung auf den gleichen tönernen Füßen wie die beiden letzten Aufschwungphasen 1994 und 1997", meint Harting. "Vom Außenhandel allein können und dürfen wir keine nachhaltige Behebung der Wachstums- und Beschäftigungsschwächen erwarten." Der leicht steigende Export täusche zudem darüber hinweg, daß die Importe mit ungleich höheren Raten zunähmen.

"In Euroland verlieren wir seit Anfang 1998 kontinuierlich an Boden", stellt Harting fest. Einem Wachstum der Exporte in diese Region um 10 Prozent auf 56 Mrd. DM stand im vergangenen Jahr ein Importzuwachs um 18 Prozent auf 35,5 Mrd. DM gegenüber. Die Diagnose: "Offensichtlich haben viele unserer Partner ihre wirtschaftspolitischen Hausaufgaben in den letzten Monaten weit gründlicher erledigt, als viele es in Deutschland wahrgenommen haben."

Auch in Mittel- und Osteuropa habe "der Exportzug deutlich an Schwung verloren". Hier leide er sowohl unter dem wachsenden internationalen Wettbewerb als auch unter der steigenden Konkurrenzfähigkeit der Industrien in den Ländern selbst. Die Einfuhr aus den östlichen Nachbarländern dagegen steige vor allem durch die Auslagerung von Produktion aus Deutschland. Den "erneuten Exportfrühling" vermißt Harting auch im Handel mit der Dollarzone. Die starke US-Position in der Mikroelektronik und ihren Anwendungen kompensiere den Effekt der Euro-Schwäche allemal. Lediglich in Fernost sieht Harting - bei allgemein niedrigem Handelsniveau - ein freundlicheres Bild.

Nach dem "völlig mißratenen Tarifabschluß für die Metall- und Elektroindustrie, der uns noch schwer zu schaffen machen wird", sei zu befürchten, daß die Beschäftigung in der Elektroindustrie 1999 noch einmal leicht zurückgehen werde. Im Jahresmittel rechnet die Branche mit 845 000 Beschäftigten - Ende 1998 zählte sie 855 400.

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