zum Hauptinhalt
Gesehen und für gut befunden. Umweltminister Peter Altmaier mit BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess vor dem BMW i8.

© dapd

Elektromobilität: Alternativlos mit Sex-Appeal

BMW bekräftigt im Berliner E-Werk sein Bekenntnis zur Elektromobilität. Umweltminister Peter Altmaier (CDU) zeigt sich beeindruckt von den Konzeptfahrzeugen i3 und i8.

Ein chinesischer BMW-Kunde fährt im Schnitt 40 Kilometer am Tag, er hält dabei 228 Mal an und erreicht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. Ist das „Freude am Fahren“, die der Autohersteller in seiner Werbung verspricht? BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess präsentierte am Dienstag in Berlin Fahrzeuge, mit denen der Konzern sich und seinen Kunden diese Freude auch in Zukunft erhalten will: die elektrischen i3- und i8-Modelle. Noch sind es Konzeptfahrzeuge, doch in etwa einem Jahr soll der kleinere i3 zu kaufen sein. Das „Stadtfahrzeug neu erfinden“ will BMW mit dem Kleinwagen. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) formulierte es am Dienstag so: „In ein paar Jahren wird es angesichts der Umwelt- und Emissionsvorschriften Elektromobilität geben – oder es wird keine individuelle Mobilität mehr geben.“

E-Autos sind in einer Welt versiegender Rohstoffe alternativlos, soll das heißen. Hersteller und Politik haben sich deshalb das ehrgeizige Ziel gesetzt – und unlängst im Kanzleramt bekräftigt –, bis 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen. Das werde man auch erreichen, sagte Altmaier, allerdings müssen man nun mit „100 Prozent Energie“ ans Werk gehen. Die deutschen Autohersteller hätten zum Beispiel bei der Hybridtechnik „viel Zeit vergeben und verspielt“. Heute dominierten Japaner diesen Markt. Das dürfe sich nicht wiederholen – Leitmarkt und -anbieter für Elektrofahrzeuge müsse Deutschland werden. BMW, so Altmaier, sei ein Autobauer, „der ernst gemacht hat mit der Elektromobilität“. Im E-Werk, dem ersten Elektrizitätswerk Berlins, besichtigte der Minister am Dienstag bayerische „Autos mit Sex-Appeal“.

Mit dem i3 und i8 tritt BMW in eine neue Welt der Autoproduktion und -vermarktung ein. Ein teures und riskantes Projekt, bei dem nicht immer alles so läuft, wie sich der Hersteller das vorstellt. Doch Herbert Diess ist zuversichtlich: „Wir liegen im Zeitplan“, sagte der BMW- Vorstand im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Die Vorbereitung der Serienproduktion, die dem Vernehmen nach im Frühling 2013 beginnt, sei aber „eine Herausforderung“. Das Interesse der BMW-Kunden sei groß. Vorbestellungen beziffert Diess nicht, auch über Preise will er noch nichts sagen. Geschätzt wird, dass der i3 um die 40 000 Euro kosten wird. Wie schon bei den elektrischen Modellen Mini E und Active E will BMW die neue i-Klasse in Metropolen wie Berlin besonders intensiv vermarkten – deshalb auch der große Bahnhof im E-Werk in einer Zeit, in der die Aufmerksamkeit für das Thema Elektromobilität nachlässt. „Berlin ist ein wichtiges Schaufenster für uns“, sagte Diess. Der E-Scooter, den BMW in seinem Spandauer Motorradwerk bauen wird, gehörte am Dienstag zum Ausstellungsprogramm.

BMW investiert viel in die neue Technologie. Für 400 Millionen Euro wurde in Leipzig ein Werk mit 800 Arbeitsplätzen gebaut, in dem die neu entwickelten i3- und i8-Fahrzeuge produziert werden. Dabei setzt BMW neue Werkstoffe wie Carbon ein, versorgt sich selbst mit regenerativer Energie aus vier Windrädern.

Wie die Wettbewerber geht BMW die Wette ein, dass die Kunden am Ende auch den höheren Preis für ein E-Auto zahlen werden. Die Unsicherheit ist noch groß. „Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen und klare Aussagen der Politik“, sagte Diess. Peter Altmaier vermied es, weitreichende Zusagen zu machen. Immerhin: Das Bundesumweltministerium wolle für seine Dienstwagenflotte auch Elektroautos anschaffen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false