zum Hauptinhalt
Realistische Vision oder grüne Spinnerei? Die Erwartungen an das Elektroauto sind groß, doch viele Fragen zu Technik, Stromversorgung und Preisen noch offen.

© picture alliance / dpa

Elektromobilität: Auf dem Weg ins Schaufenster

Elektromobilität wird zum Schwerpunkt der Landes- und Bundespolitik. Dazu hat die Bundesregierung eine Nationale Plattform ins Leben gerufen, die am Mittwoch getagt hat. Experten aus Politik, Forschung und Industrie berieten hier über die Zukunft des E-Autos.

An Fürsprechern mit Gewicht fehlt es der Hauptstadt nicht. „Ich glaube und hoffe es“, so formulierte Henning Kagermann am Mittwoch, und meinte damit die mögliche Rolle Berlins als bundesweites Schaufenster für das Thema Elektromobilität. Der frühere SAP-Chef leitet im Auftrag der Bundesregierung die Nationale Plattform Elektromobilität, auf der die Weichen in die Zukunft gestellt werden. Da das Ende des Ölzeitalters langsam in Sichtweite rückt und überhaupt weniger CO2 in die Luft geblasen werden soll, hofft alle Welt auf das E-Auto. Vor allem die Chinesen, die in zehn Jahren zehn Millionen elektrische Fahrzeuge haben wollen. Die deutsche Regierung hätte gerne eine Million. Doch diese Zahl „werden wir ohne bestimmte Rahmenbedingungen und Förderungen nicht erreichen“, meinte Kagermann.

Der Manager und Wissenschaftler nahm teil am „Forschungspolitischen Dialog Elektromobilität“, mit dem die TSB Technologiestiftung Berlin und die Senatsverwaltung für Wissenschaft dem Thema Schwung geben wollen. Entsprechend prominent war die Beteiligung aus der Politik: Die Senatoren Jürgen Zöllner (SPD/Wissenschaft) und Harald Wolf (Linke/Wirtschaft) bekräftigten ebenso die Bedeutung des Themas für die Berliner Politik wie Staatssekretärin Maria Krautzberger (SPD/Stadtentwicklung). „Elektromobilität ist heute ein Schwerpunktthema des Berliner Senats“, sagte Zöllner. Obwohl „die Hauptstadt kein Standort der Automobilwirtschaft ist“. In der Tat ist das ein Problem. Und deshalb werden wohl auch andere Städte und/oder Regionen als Schaufenster ausgewählt werden. Vermutlich Bayern wegen BMW und Audi, Hannover/Wolfsburg wegen VW und Conti sowie vor allem auch Stuttgart (Daimler, Bosch, Porsche). Doch Berlin sollte schon dabei sein – weil das Elektroauto vor allem in Großstädten eingesetzt wird. Und „weil die meisten ausländischen Gäste nach Berlin kommen“, wie Kagermann sagte.

Doch Schaufenster allein wäre ein bisschen wenig. „Wir wollen auch industriell profitieren“, formulierte Wirtschaftssenator Wolf. Und dazu will die Berliner Wirtschaftsförderung den Flughafen Tegel in Position bringen: Als Forschungs- und Produktionsstandort für „Energietechnik und nachhaltige Mobilität“, wie Wolf sagte. In Tempelhof dagegen sollen die Besucher die elektromobile „Erlebniswelt“ bewundern.

Sowohl Wolf als auch sein Senatskollege Zöllner und TU-Präsident Jörg Steinbach betonten die Bedeutung der stärkeren Vernetzung und Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft. Da gibt es durchaus Potenzial: Allein an der TU befassen sich derzeit 20 Forschungsprojekte mit Elektromobilität.

Elektromobilität findet in den Städten statt – jedenfalls in absehbarer Zeit. Da waren sich die Teilnehmer der Tagung einig. Aber wird sie auch die gesamte Fortbewegung verändern? Das glaubt jedenfalls der Berliner Soziologe und Mobilitätsforscher Andreas Knie. „Nutzen statt Besitzen“ ist seiner Einschätzung nach das Motto der mobilen Zukunft. Die Zeit des Privateigentums an Verkehrsmitteln in Ballungsräumen sei bald vorbei, die diversen Verkehrsmittel so miteinander vernetzt, dass man „abends gar nicht mehr weiß, was man genutzt hat“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false