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Das Dom-Aquarée in Berlin-Mitte. Insgesamt verfügt der Komplex über 23.500 Quadratmeter Bürofläche. Hier will Amazon ab Juli einziehen.

© Mike Wolff

Elektronischer Handel: Kommen und gehen im Dom-Aquarée

Der US-Konzern Amazon eröffnet ein Servicecenter im Dom-Aquarée, wo die Klingeltonfirma Jamba saß. Der Vermieter im Dom-Aquarée, die Union Investment Real Estate, freut sich, dass er einen langfristigen Nachmieter gefunden hat.

Berlin - Es ist Wahlkampf in der Hauptstadt, und da kommt so ein Termin gerade recht: Der Internethändler Amazon eröffnet ein neues Kundenservicezentrum in Berlin. „In den kommenden drei Jahren wollen wir hier 400 langfristige Arbeitsplätze schaffen“, kündigt Tom Hickler an, der für das US-Unternehmen in Europa den Kundenservice verantwortet. Berlin biete die hochqualifizierten Mitarbeiter, die Amazon für sein Callcenter brauche, darüber hinaus eine gute Infrastruktur und einen attraktiven Standort mitten in der Stadt. „Wir freuen uns, dass sie auf Berlin setzen. Herzlich willkommen“, sagt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, als Hickler am Dienstag den Mietvertrag für 8340 Quadratmeter Bürofläche im Dom-Aquarée unterzeichnet.

Was nur am Rande zur Sprache kommt: Im Wesentlichen bezieht Amazon die Räume, in denen bisher Jamba saß. Das Unternehmen war einst eines der erfolgreichsten Berliner Start-ups, produzierte nervtötende Klingeltöne und beschäftigte in der Spitze 800 Mitarbeiter, 650 davon in Berlin. Doch die große Zeit der Klingeltöne ist längst vorbei. Heute heißt die Firma Jesta Digital, denn Ende 2010 verkaufte der damalige Mutterkonzern News Corp sie an den kanadischen Finanzinvestor Jesta Group. Zwei Restrukturierungen hatte Jamba zuvor hinter sich gebracht. Derzeit beschäftigt die Firma weltweit 410 Leute, davon 350 in Berlin, die an mobilen Unterhaltungsangeboten arbeiten, etwa an der Videoplattform Bitbop. „Für uns ist der Eigentümerwechsel positiv“, sagt Jesta-Digital-Geschäftsführer Markus Peuler. „Wir können wieder eigenständiger agieren und unternehmerischer arbeiten als im News-Corp-Konzern.“ Also zieht die Firma zwar aus dem Dom-Aquarée aus, aber ein Stück die Karl-Liebknecht-Straße hinunter wieder ein.

Der Vermieter im Dom-Aquarée, die Union Investment Real Estate, freut sich, dass er in Amazon nun einen langfristigen Nachmieter gefunden hat. Über die finanziellen Details will Geschäftsführer Frank Billand jedoch nichts verraten. Nur so viel: Wenn Amazon im kommenden Jahr alle vorgesehenen Räume bezogen hat, wird der Komplex mit insgesamt 23 500 Quadratmetern Bürofläche zu 92 Prozent vermietet sein. Auch Amazon-Manager Hickler will keine Details nennen, mit denen die Wirtschaftsförderer von Berlin Partner die Ansiedlung womöglich unterstützt haben. Mehr als 200 Servicecenter gebe es bereits in Berlin mit mehr als 25 000 Mitarbeitern, sagt Berlin-Partner-Geschäftsführer René Gurka.

Das neue Callcenter, das im Juli seine Arbeit aufnimmt, soll zunächst die deutschen Amazon-Kunden betreuen – telefonisch, per E-Mail oder im Chat. Das Servicecenter solle für Kunden da sein, die Beratung wünschen zu Produkten, zur Zahlungsweise, zur Lieferung oder bei Reklamationen, sagt Hickler. Dabei werde Berlin dem schon bestehenden Center in Regensburg keineswegs die Arbeit wegnehmen, sondern neues Geschäft anziehen.

Amazon beschäftigt weltweit mehr als 37 000 Mitarbeiter, wie viele es hierzulande insgesamt sind, sagt das Unternehmen nicht. Die Amerikaner haben 2011 bereits drei Projekte in Deutschland angekündigt: ein Logistikzentrum in Graben bei Augsburg, eines in Rheinberg am Niederrhein und die Erweiterung des Logistikzentrums in Werne in Westfalen. Der 110 000 Quadratmeter große Bau in Rheine feiert heute Richtfest. So ein Logistikzentrum hat etwa 1000 Mitarbeiter. Auf die Frage, ob so eines in Berlin angesiedelt werden könnte, sagt Hickler: „Über die Zukunft machen wir keine Aussagen.“

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