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Wirtschaft: EM.TV: Kommentar: Haffas Ruhestand wird lebhaft

Einem Gefallenen soll man nicht nachtreten, heißt es. EM.

Einem Gefallenen soll man nicht nachtreten, heißt es. EM.TV-Chef Thomas Haffa ist gefallen; und zwar tiefer als mancher andere Unternehmer am Neuen Markt. Dies freilich nur, weil ihn Anleger, Analysten und Medien zuvor begeistert beim Aufstieg begleitet haben. Erreicht hat Haffa dabei alles, was man als kleiner, ehrgeiziger Mittelständler erreichen kann: Größe, Geld und Einfluss. Mit einem Blick auf den Werdegang des Unternehmers fällt es schwer, Verständnis für die Tränen zu haben, die Haffa bei seinem Rücktritt vergoss. Denn nun, nachdem die EM.TV-Fassade endgültig gefallen ist, zeigt sich, dass den Preis für Haffas Größenwahn andere zahlen sollen: die geschröpften Anleger und die Mitarbeiter des Unternehmens, die vor einer ungewissen Zukunft stehen. Die Anwälte werden sich mit dem Ruheständler befassen müssen. Sie gehen dem Verdacht nach, Haffa habe einen guten Teil seines Erfolgs Lügen und Falschaussagen zu verdanken. An seinen Millionen, die er nach Aktienverkäufen - darunter ein paar dubiose - kassiert hat, wird sich Haffa wohl nicht recht freuen dürfen.

Der neue EM.TV-Chef Werner E. Klatten muss nun schnell zeigen, dass die Haffa-Ära Vergangenheit ist. Wie er das Unternehmen nach der Bereinigung des unübersichtlichen Beteiligungsgeflechts renovieren will, bleibt noch sein Geheimnis - und das seines nach wie vor mächtigen Mitgesellschafters Leo Kirch. Dass einst der Rauswurf Klattens aus der Sat 1-Geschäftsführung wohl nicht ohne das Dazutun Kirchs erfolgte, wirft zumindest einen Schatten auf das künftige Miteinander. Ein Zerwürfnis im Gesellschafterkreis wäre sicher das letzte, was EM.TV jetzt brauchen könnte.

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