zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Emirat Katar setzt Milliarden auf Airbus

Der Flugzeugbauer soll 80 Maschinen vom neuen A 350 an den Golf liefern und dementiert weitere Verzögerungen

Berlin/Paris - Der angeschlagene Flugzeugbauer Airbus hat am Mittwoch einen Milliardenauftrag für den neuen A 350 XWB erhalten und holt wieder gegenüber dem US-Konkurrenten Boeing auf. Die Fluggesellschaft Qatar Airways unterschrieb in Paris eine Grundsatzvereinbarung über die Lieferung von 80 Maschinen, wie der Airbus-Mutterkonzern EADS mitteilte. Der Listenpreis liegt bei insgesamt 16 Milliarden Dollar (11,8 Milliarden Euro). Der Chef von Qatar Airways, Akbar Al-Baker, lobte die „beeindruckende Wirtschaftlichkeit“ des A 350. Louis Gallois, Airbus-Chef und Co-Chef von EADS, sagte, damit erhalte „unser neuestes Produkt starke Rückendeckung von einer weltweit führenden Airline“.

Demonstrativ erfolgte die Unterzeichnung der Vereinbarung im Elysée-Palast im Beisein des neuen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und des Emirs von Katar, Scheich Hamad Bin Khalifa Al-Tani.

Die Bestellung kommt nur einen Tag nach Spekulationen darüber, dass Airbus weiter große Probleme mit seinen Kunden wegen des neuen A 350 hat. Gefordert werde eine weitere Überarbeitung des Modells. Gallois wies die Berichte jedoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters zurück: „Niemand hat uns gebeten, das Flugzeug, das zu etwas mehr als der Hälfte aus Verbundstoffen bestehen soll, zu ändern.“

Der A 350 soll ab 2013 ausgeliefert werden. Ursprünglich geplant war das Jahr 2010, doch herbe Kritik von großen Fluggesellschaften – darunter Singapore Airlines und Emirates – führte zu einer grundlegenden Überarbeitung. Bemängelt wurde der hohe Treibstoffverbrauch und eine zu enge Kabine. Das Ergebnis war der A 350 XWB, der vor knapp einem Jahr vorgestellt wurde und bei dem neue, gewichtssparende Materialien zum Einsatz kommen. Allerdings verdoppelten sich auch die Entwicklungskosten auf rund zehn Milliarden Euro. Hierdurch und durch Verzögerungen bei der Auslieferung des weiteren Hoffnungsträgers A 380 wird der Mutterkonzern EADS finanziell stark belastet. Geplant ist ein hartes Sparprogramm.

Fraglich blieb außerdem, ob die Bestellungen für den ursprünglichen A 350 von den Fluggesellschaften erneuert würden. Das hat Qatar Airways, die bislang ausschließlich Airbus-Maschinen einsetzt, getan und die alte Bestellung um 20 Flugzeuge aufgestockt. Die Gesellschaft vom Persischen Golf ist der bislang größte Kunde für den A 350 (siehe Grafik). Auch beim Großraumflugzeug A 380 gehört Qatar Airways zu den Bestellern.

Airbus will mit dem mittelgroßen Langstreckenflugzeug Boeing Konkurrenz machen. Der US-Konzern liefert schon ab kommendem Jahr das Modell 787 Dreamliner aus und hat damit einen Vorsprung von fünf Jahren auf die Europäer. Boeing hat beim Dreamliner ebenfalls auf neue Verbundstoffe gesetzt, um Gewicht und Treibstoffverbrauch zu senken. Airbus verspricht seinen Kunden dafür niedrigere Wartungskosten.

Die EADS-Aktie profitierte nicht von den Nachrichten. In einem schwachen Marktumfeld verbilligte sich das Papier bis zum späten Mittwochnachmittag um gut 1,5 Prozent auf 22,88 Euro. hop/rtr

Zur Startseite