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Erste Ausfahrt mit Nissans Leaf: Immer mit der Ruhe

Elektromobilität kommt bei immer mehr Herstellern in Serie. Wer einen Kleinwagen mit Elektro-Antrieb sucht, wird neuerdings auch bei Nissan fündig: Eine Probefahrt im Leaf.

Heute ist ein schlechter Tag für den Nissan Leaf, den wir zum ersten Mal fahren. Die Kälte ist im Frühling noch einmal zurückgekehrt, Anfang April zeigt das Thermometer knapp unter fünf Grad an. Das ist Gift für das neue E-Auto von Nissan, das ab sofort auch hierzulande zu kaufen sein wird. Unser Testwagen wurde nicht extra an der Ladesäule vorgeheizt; es ist kalt im Auto. Der Bordcomputer zeigt 138 Kilometer Reichweite an; die Batterie ist nicht voll geladen. Die eingeschaltete Heizung raubt dem Stromspender im Nu 30 Kilometer! Also schnell in den stromsparenden Eco-Modus wechseln, der Heizung und Motorleistung drosselt. Damit lassen sich auf die Schnelle 10 Kilometer Reichweite gewinnen.

Der Leaf fährt rein elektrisch. Und deshalb fahren wir schon nach kurzer Zeit anders: Vorausschauender. Defensiver. Obwohl der nur 1,5 Tonnen schwere Stromer (Türen und Motorhaube sind aus Aluminium) bei Bedarf zum Sportwagen werden kann, der jeden Benziner düpiert. Denn der 109 PS starke E-Motor liefert seine 280 Newtonmeter Drehmoment quasi von Null an. Aber nein, wir zügeln unseren Sportsgeist und freuen uns, wenn dank Rekuperation (so heißt das Zwischenladen der 24 kw/h starken Lithium-Ionen-Batterie bei Bremsvorgängen, während derer die Verzögerungsenergie in elektrische Energie umgewandelt wird) immer wieder mal zwei oder drei Kilometer Reichweite hinzukommen. Das lässt sich sehr schön am Display verfolgen.

Selbst der Scheibenwischer läuft im Flüstermodus

Konventionelle Instrumente besitzt der Leaf nicht mehr; auch hier ist er ein Auto von Morgen. Aber alles ist übersichtlich. Man sitzt gut; trotz des 300 Kilogramm schweren Akkupakets vor der Hinterachse federt der E-Nissan ordentlich, hält dank ausreichend exakter Lenkung sauber seine Spur. Da unterscheidet er sich kaum von anderen Kompakten. Aber in einer Beziehung schon: Der Leaf ist extrem leise. Sogar der einst laute Scheibenwischermotor wurde einer Überarbeitung für lautloses Arbeiten unterzogen.

Immer mit der Ruhe ist die Devise im Leaf; man gewöhnt sich schnell daran und genießt das Ganze dann auch. Fahrspaß der besonderen Art eben! Mit entsprechendem Zuschlag: 36.990 Euro sind auf den ersten Blick sehr viel Geld für einen Kompakten. Doch auf den zweiten durchaus angemessen für ein solch innovatives Auto, das bei steigenden Kraftstoffpreisen immer interessanter werden dürfte. Und auf den dritten sogar ein Schnäppchen, denn die derzeit käuflichen E-Autos sind schlechter ausgestattete Kleinwagen mit geringerer Reichweite. Der Mitsubishi i-MiEV kostet happige 34.900 Euro; Peugeot iOn und Citroén C-Zero stehen nach einer drastischen Preissenkung Anfang des Jahres mit je 29.393 Euro zu Buche.

Und was tut Nissan, um zum Schluss die Frage aller Fragen zu stellen, eigentlich gegen die Angst der Leaf-Fahrer vor dem Liegenbleiben mit dem E-Auto? 175 Kilometer Reichweite sind ja zumeist nur Theorie; mit schwindenden Kilometern wächst die Furcht. Da haben die Japaner, die weltweit schon über 20.000 Leaf verkauft haben, vorgesorgt. Das serienmäßige Navigationsgerät zeigt die verbleibende Reichweite in einem Kreis um den jeweiligen Standort an. Auf Knopfdruck erscheinen dann innerhalb dieses Kreises alle öffentlichen Ladesäulen. Der Fahrer sieht also exakt, wie weit es bis zur nächsten ist und bekommt auf Wunsch die Route dorthin angezeigt. Das beruhigt. Und für die ganz Harten hat Nissan exklusiv Folgendes in petto: Im ersten Jahr wird auch dann kostenlos abgeschleppt, wenn die Batterie verschuldet leer gefahren wurde!

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