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Wirtschaft: EnBW will auch öko sein

Investitionen in erneuerbare Energien

Stuttgart - Dass Energie aus Wasser-, Wind- und Sonnenkraft das Klima retten soll, ist mittlerweile normal. Dass die erneuerbaren Energien aber gleich die Zukunft eines ganzen Konzerns retten sollen, klingt noch ungewöhnlich. Bei dem baden-württembergischen Versorger EnBW sind sich Landesregierung und Opposition aber – jedenfalls vor der Wahl – einig, dass das Unternehmen stärker in diese Richtung umgebaut werden muss.

Die Erzeugungskapazitäten von EnBW werden derzeit zu 10,5 Prozent von erneuerbaren Energien gestellt. Zu gut 50 Prozent lebt der Konzern von der Kernkraft. Dieser Anteil ist problematisch – sowohl für EnBW als auch für das Land, das vor ein paar Monaten dem bisherigen Großaktionär EdF dessen 45,01 Prozent an EnBW abgekauft hat. Mindestens das Akw Neckarwestheim 1 wird sehr wahrscheinlich nicht mehr ans Netz gehen. Wichtige Gewinnbringer brechen weg. Die möglichen Ausfälle dürften einige hundert Millionen Euro betragen.

Ein Sprecher der Landesregierung sagte dem Tagesspiegel, man sehe die Zukunft von EnBW bei den erneuerbaren Energien. Dazu gebe es bereits sehr gute Ansätze. Die Regierung sei davon überzeugt, dass EnBW das Potenzial habe, diese Ansätze umzusetzen. Eigene Überlegungen würden dazu auch in der Landesregierung entwickelt, so der Sprecher. Es sei aber noch zu früh, um über Details zu sprechen.

Auf das Tempo drückt die SPD. „Die Atomkraft-Kapazitäten von EnBW in Neckarwestheim und in Philippsburg müssen so schnell wie möglich komplett durch erneuerbare Energien ersetzt werden“, sagte Thomas Knapp, energiepolitischer Sprecher der Landtagsfraktion. „Das könnte sogar noch vor 2018 beziehungsweise 2022 erfolgen.“ Die notwendigen Investitionen seien zu stemmen, da beim Aufbau von Kapazitäten für Erneuerbare vergleichsweise schnell Einnahmen zu erzielen seien, die wiederum in den weiteren Ausbau investiert werden könnten.

Ein EnBW-Sprecher betonte, es sei erklärtes Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien an den Kapazitäten bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu steigern. „In den nächsten Jahren“ seien drei Milliarden Euro für die Erneuerbaren geplant, allein 2011 bis 2013 flössen mit 1,5 Milliarden Euro mehr als die Hälfte der Konzerninvestitionen für die Erzeugung in diesen Bereich. Auch in den vergangenen Jahren habe man schon einiges bewegt. Die Windkapazitäten auf dem Land seien in den vergangenen zwei Jahren auf 150 Megawatt (MW) verfünffacht worden; in Kürze gehe der Windpark Baltic 1 in der Ostsee mit Kapazitäten von rund 50 MW ans Netz, die Aufträge für Baltic 2 mit 80 Windrädern und einem Volumen von einer Milliarde Euro seien bereits vergeben. Die heimischen Wasserkraftkapazitäten würden ebenfalls – technisch aufwendig – derzeit erweitert. Klar sei aber auch bei Investitionen in erneuerbare Energien: „Das braucht Zeit.“ Bernd Hops

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