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Wirtschaft: Ende der Durststrecke für Einzelhändler nicht in Sicht

Berliner Kaufleute beklagen Umsatzrückgänge / Immer weniger Beschäftigte / Umfrage: Schlechte Noten für die Hausbanken BERLIN (jojo).Der Berliner Einzelhandel kommt aus der Durststrecke nicht heraus.

Berliner Kaufleute beklagen Umsatzrückgänge / Immer weniger Beschäftigte / Umfrage: Schlechte Noten für die Hausbanken BERLIN (jojo).Der Berliner Einzelhandel kommt aus der Durststrecke nicht heraus.Im sechsten Jahr in Folge ging es 1997 für die Händler in der Hauptstadt bergab.Der Umsatz der über 16 500 Läden in Berlin fiel um rund drei Prozent auf 28,7 Mrd.DM.Am stärksten betroffen war zum wiederholten Mal der Facheinzelhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren.In diesem Bereich hatten die Kaufleute 13,3 Prozent weniger in den Kassen als 1996.Nicht viel besser erging es den Händlern im Bereich Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren mit einem Minus von sieben Prozent.Etwas aufatmen konnte der Fachhandel mit Metallwaren, Bau- und Heimwerkerbedarf mit einem Plus von 2,7 Prozent sowie der Kraftfahrzeug- und Zubehörhandel und die Tankstellen mit 1,3 Prozent.Für 1998 gibt es wenig Hoffnung auf Besserung: Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Gesamtverbandes Einzelhandel Berlin, prognostizierte am Freitag vor der Presse einen Umsatzverlust von zwei Prozent. Unter der Negativentwicklung am meisten zu leiden haben die Beschäftigten: Fast 3000 Menschen mußten im Laufe des vergangenen Jahres die Verkaufsschürzen ausziehen.Rund 80 600 Menschen sind gegenwärtig im Berliner Einzelhandel beschäftigt.Busch-Petersen rechnet für 1998 mit weiteren Stellenstreichungen - allerdings nicht mehr ganz so schnell wie in den Vorjahren.Durch die verlängerten Öffnungszeiten seien in jüngster Zeit sogar zusätzlich Leute eingestellt worden. Mit seiner schwierigen Lage steht der Berliner Einzelhandel freilich nicht alleine da: In ganz Deutschland verzeichneten die Händler 1997 Umsatzrückgänge schon im fünften Jahr in Folge.Durch die flaue Inlandskonjunktur ging der Umsatz um etwa 1,7 Prozent zurück.Dabei haben auch die längeren Öffnungszeiten nicht ausgereicht, um die Verbraucher wieder in die Läden der Einzelhändler zu locken.So fiel ihr Anteil am gesamten privaten Konsum von 35,2 auf 34,1 Prozent.Größte Bedrohung der Einzelhändler sind dabei die riesigen Einkaufszentren auf der grünen Wiese.Verbandschef Bernd Rückert fordert deshalb eine länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Ansiedlung von Einzelhandelsobjekten mit mehr als 1200 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche.Über großflächige Ansiedlungen sollten letztlich die Landesregierungen entscheiden.Rückerts Hoffnung: Wenn nicht jede einzelne Gemeinde für sich entscheidet, wird es weniger solcher Riesen-Supermärkte geben. Positives dagegen vermeldet Rückert von den Ausbildungszahlen: 427 neue Lehrstellen hätten die Mitgliedsbetriebe im vergangenen Jahr geschaffen.Die Zahl der Ausbildungsplätze zum Kaufmann / Kauffrau und zum Verkäufer / Verkäuferin kletterte um fast 30 Prozent. Große Unzufriedenheit herrscht unter den Mitgliedsunternehmen über die Zusammenarbeit mit den Hausbanken.Einer Verbands-Umfrage von 114 Mitgliedsfirmen zufolge ist über die Hälfte mit der Beratung durch die Banker unzufrieden.Damit noch nicht genug: Fast jeder fünfte Kaufmann gab an, noch nicht einmal einen persönlichen Ansprechpartner bei der Bank zu haben.Diese Aussagen sind umso erstaunlicher, weil weit über die Hälfte der Befragten angab, schon mehr als zehn Jahre mit ein und derselben Bank zusammenzuarbeiten.Ein Drittel ist sogar schon über 25 Jahre beim selben Institut.Ganz offensichtlich sind die Einzelhändler also trotz ihres Unmuts äußerst treue Kunden.So bewerten 82 Prozent die Gebührenbelastung als hoch beziehungsweise sehr hoch.Und noch etwas schockierte den Einzelhandelsverband: 45 Prozent vergaben die Note sechs auf die Frage, ob sie in ausreichender Weise auf öffentliche Fördermittel hingewiesen wurden.Zumindest diese Lücke will in Zukunft der Verband selbst ausfüllen.

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