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Ende einer Ära: Staaten ziehen sich aus EADS zurück

Der europäische Luft- und Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS war bisher mehrheitlich ein Staatsbetrieb. Nun kontrollieren Deutschland, Frankreich und Spanien künftig gemeinsam nur noch 28 Prozent. Konzernchef Tom Enders kann feiern.

EADS soll durch seinen Umbau unabhängiger von der Politik werden. Eine außerordentliche Hauptversammlung in Amsterdam bewilligte am Mittwoch den Plan für eine weitreichende Änderung der Führungs- und Aktionärsstruktur. Das Unternehmen steht nach Einschätzung von EADS-Chef Thomas Enders durch die Verringerung des Staatseinflusses vor den größten Veränderungen in seiner jungen Geschichte. Vor allem am Widerstand der Bundesregierung war im vergangenen Jahr die geplante Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems gescheitert. Das britische Unternehmen und die Airbus-Mutter wollten sich zum weltweiten Branchenführer zusammenschließen.

Neue Freiheit. EADS-Chef Tom Enders hat sein Ziel erreicht und den staatlichen Einfluss begrenzt.
Neue Freiheit. EADS-Chef Tom Enders hat sein Ziel erreicht und den staatlichen Einfluss begrenzt.

© AFP Photo / EADS

Grundlage des jetzt beschlossenen Umbaus ist eine bereits im Dezember getroffene Vereinbarung zwischen Deutschland, Frankreich und Spanien. Die Länder garantieren darin, ihren gemeinsamen Stimmrechtsanteil künftig unter 30 Prozent zu halten. Sensible militärische Programme werden in nationale Töchter von EADS ausgegliedert. Dies soll die speziellen Sicherheitsinteressen Deutschlands und Frankreichs schützen. „Wir bewegen uns von einem System in ein anderes“, sagte EADS-Chef Enders. Die Unabhängigkeit und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit des im Jahr 2000 gegründeten Konzerns werde gestärkt.

Eingeläutet wurde die Neuordnung durch Ankündigungen der privaten Großaktionäre Daimler und Lagardère, sich aus dem EADS-Kapital zurückzuziehen. Der deutsche Autokonzern und die französische Mediengruppe waren maßgeblich an dem bisherigen Aktionärspakt zur Beherrschung des Konzerns beteiligt. Dieser war ausgehandelt worden, um das deutsch-französische Machtgleichgewicht im Konzern zu gewährleisten.

Nach der geplatzten Fusion zwischen EADS und BAE Systems wurde im vergangenen Dezember eine schnelle Auflösung des bisher gültigen Pakts beschlossen. Die neue Einigung sieht im Kern vor, dass Lagardère und der deutsche Daimler-Konzern ihre EADS-Anteile komplett verkaufen können, ohne dass das Machtgleichgewicht beeinträchtigt wird. Der deutsche Staat wird dazu über seine Staatsbank KfW selbst Großaktionär. Er wird wie Frankreich künftig zwölf Prozent halten, Spanien vier Prozent.

EADS will im Rahmen des Umbaus bis zu 15 Prozent des ausstehenden EADS-Aktienkapitals zu einem Preis von bis zu 50 Euro pro Anteilsschein zurückkaufen und die Aktien dann einziehen. Die verbleibenden Aktionäre würden dann von der Steigerung des Gewinns je Aktie profitieren. Die Menge der Aktien, die nicht in fester Hand sind, sondern am Markt gehandelt werden, wird den Plänen zufolge von zuletzt rund 55 auf 72 Prozent steigen.

Neben den Änderungen der Satzung bestätigten die Aktionäre die Mitglieder des neuen Verwaltungsrats. Als Vorsitzender des mächtigen Gremiums soll künftig der frühere Chef des französischen Rüstungs- und Elektronikkonzerns Thales, Denis Ranque (61), fungieren. dpa

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