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Endesa-Übernahme: Spanischer Chef der Börsenaufsicht tritt zurück

Im Ringen um Spaniens größten Stromversorger Endesa hat der deutsche Energiekonzern Eon einen wichtigen Fürsprecher verloren. Der CNMV-Chef räumt seinen Stuhl - er konnte ein Übernahmeverbot für die Eon-Konkurrenten nicht durchsetzen.

Madrid - Der Präsident der spanischen Börsenaufsicht (CNMV), Manuel Conthe, kündigte seinen Rücktritt an. Der Behördenchef hatte es den Eon-Rivalen Enel und Acciona untersagen wollen, eine gemeinsame Übernahmeofferte für den spanischen Branchenprimus vorzulegen. Er wurde jedoch von den Direktoren der Börsenaufsicht überstimmt.

Der italienische Energieversorger Enel und der spanische Mischkonzern Acciona erlitten allerdings einen Rückschlag vor Gericht. Der Madrider Nationale Gerichtshof lehnte einen Eilantrag der Eon-Rivalen ab. Beide Unternehmen hatten eine einstweilige Verfügung beantragt, die ihnen die sofortige Lancierung einer Übernahmeofferte für Endesa erlauben sollte.

Spekulationen um Motive

Nach einer Entscheidung der Börsenaufsicht dürfen Enel und Acciona ihr Angebot frühestens im Oktober vorlegen. Diese Regelung bleibt damit vorerst in Kraft. Die Richter hatten in der vorigen Woche auch einen Eilantrag von Eon abgelehnt. Der Düsseldorfer Konzern hatte es seinen Rivalen per einstweiliger Verfügung untersagen lassen wollen, ein Übernahmeangebot für Endesa vorzulegen.

Der CNMV-Chef Conthe teilte dem spanischen Wirtschafts- und Finanzminister Pedro Solbes mit, dass er nach den Osterfeiertagen offiziell sein Amt niederlegen und im Parlament die Gründe darlegen werde. Der 52-Jährige gab seine Motive für die Entscheidung zunächst nicht bekannt. Es galt in Spanien jedoch als sicher, dass die Gründe in den CNMV-Beschlüssen vom 23. März liegen.

Die Börsenaufsicht hatte damals entschieden, dem italienischen Energieversorger Enel und dem spanischen Mischkonzern Acciona ein Übernahmeangebot für Endesa nicht grundsätzlich zu untersagen. Sie legte lediglich eine Sperrfrist bis Oktober fest. Danach dürfen Enel und Acciona ihre Offerte frühestens ein halbes Jahr nach Ablauf der Frist des Eon-Angebots lancieren.

Die Eon-Rivalen kündigten an, dass sie für Endesa wenigstens 41 Euro pro Aktie bieten wollen. Der Düsseldorfer Branchenriese hatte in seinem aufgebesserten Übernahmeangebot 40 Euro pro Aktie offeriert. In Spanien läuft die Frist der Offerte an diesem Dienstag ab, in den USA am Freitag.

Keine Stellungnahme aus Madrid

Conthe wollte nach Presseberichten die von Enel und Acciona angekündigte Offerte untersagen, weil die Fristen zur Einreichung eines Gegenangebots längst verstrichen waren. Damit hatte er eine Schwäche des spanischen Übernahmerechts ausgleichen wollen, die Solbes mit den Worten umschrieb: "Nach dem spanischen System ist derjenige, der die erste Übernahmeofferte lanciert, im Nachteil."

Die spanische Regierung lehnte eine Stellungnahme zur Rücktrittsankündigung ab. "Dies ist eine persönliche Entscheidung", sagte die Vizeregierungschefin María Teresa Fernández de la Vega. Der CNMV-Chef, ein Vertrauter von Solbes, war seit zweieinhalb Jahren im Amt. Seine Amtszeit wurde vom Ringen um Endesa bestimmt, das im September 2005 mit dem - später zurückgezogenen - Angebot des spanischen Energiekonzerns Gas Natural begonnen hatte. (tso/dpa)

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