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Energie-Debatte: Mit oder ohne Kernkraft

Eon-Chef Wulf Bernotat diskutiert mit einem Greenpeace-Mann und einem Wirtschaftswissenschaftler über Klimaschutz, Atomkraftwerke und den Handel mit CO2-Emissionen. Dabei wird deutlich, dass in einigen Punkten beinahe Einigkeit besteht - aber eben nur beinahe.

Berlin – Wehleidig ist er nicht, der Wulf Bernotat, doch einen kleinen Seufzer musste der Eon-Chef schon loswerden. „Egal was wir machen, immer ist sofort ein negativer Touch dabei.“ Damit das irgendwann anders wird, will sich Deutschlands größter Energiekonzern öffnen – auch für die Gegner. Roland Hipp zum Beispiel, Kampagnen-Geschäftsführer bei Greenpeace. Die Vorlage des Eon-Berichts zur sozialen Verantwortung nutzte Bernotat am Donnerstagabend in Berlin zur Diskussion mit Hipp und dem Ökonomen Ottmar Edenhofer vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Die Standpunkte von Hipp und Bernotat waren schnell gefunden: „Wir brauchen alles“, sagte der Eon-Chef zum Energiemix der nächsten Jahrzehnte. „Atomkraft und Kohle nicht“, hielt Hipp dagegen. Dass die erneuerbaren Energien, die derzeit in Deutschland einen Anteil von 14 Prozent an der Stromerzeugung haben, die Zukunft sind, ist unstrittig. Auch bei Eon. Doch wann diese Zukunft Gegenwart wird, weiß keiner.

Bernotat will deshalb die „CO2-freie Kernenergie als Brückentechnologie nutzen“. Und bloß keine Ziele setzen, „die wir nicht erfüllen können“. Damit ist Hipp gemeint. Für den wiederum sind die Eon-Ziele bestenfalls ein Witz, eher jedoch eine Katastrophe für das Klima. Denn Eon will zwar die spezifischen CO2-Emissionen bis 2030 gegenüber 1990 um mindestens die Hälfte reduzieren. Entscheidend an dem Satz ist jedoch das Wörtchen spezifisch, hinter dem sich die Tatsache verbirgt, dass Eon je erzeugter Kilowattstunde die Menge CO2 halbiert. Wenn Eon jedoch gleichzeitig die Stromerzeugung verdoppelt, dann verändert sich die Menge CO2 nicht. Und das wird das Klima nicht verkraften.

Für Endorfer liegt die Lösung auf einem Markt, den es noch nicht gibt: Dem Handel mit CO2- oder Verschmutzungsrechten. Der Ausstoß des Gases zeitige „enorme soziale Kosten, vor allem für künftige Generationen“, sagt Endorfer und hat wohl Hitzeperioden und Sturmkatastrophen im Kopf. Hipp veranschlagte die Folgekosten einer Tonne CO2 auf 205 Euro. „Eon produziert Milliardenbeträge an Klimafolgekosten“, schlussfolgert der Greenpeace-Mann. Nach seiner Rechnung wären das 24 Milliarden Euro, da Eon zuletzt 121 Millionen Tonnen CO2 emittierte.

Gegen eine Versteigerung der CO2-Rechte, also eine Preisbildung auf einem freien Markt von 2013 an, hat Bernotat prinzipiell nichts. Wenn das in Stufen eingeführt wird, also ein Teil der CO2-Zertifikate weiter umsonst zugeteilt wird. Und wenn andere mitmachen. In der EU, aber vor allem auch die Amerikaner. „Die Energieverschwendung in den USA ist kolossal“, sagte Bernotat. Er hoffe auf den neuen Präsidenten. Und ist sich immerhin darin mit Hipp einig. alf

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