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Energie: Eon will sein Stromnetz verkaufen

Eon hat keine Lust mehr. Weil der Konzern strengere Auflagen der EU-Kommission bei der Betreibung der Stromnetze fürchtet, will er die Sparte gleich ganz abstoßen. Die anderen drei Stromkonzerne dürften folgen. Eine überraschende Entwicklung für die Bundesregierung.

Neue Zeiten in der Energiebranche: Nach Informationen des "Handelsblattes" stellen die Stromkonzerne die Weichen für einen Verkauf ihrer Übertragungsnetze. Den Anfang will offenbar Eon machen. Die Überlegungen sollen hier schon weit gediehen sein, heißt es aus Branchenkreisen. Demnach hat Konzernchef Wulf Bernotat Bundeskanzlerin Angela Merkel Anfang dieser Woche telefonisch über die Pläne informiert. Die Kanzlerin soll überrascht gewesen sein. Klar ist: Eon ist nicht allein: Auch bei den anderen drei Netzbetreibern – RWE, EnBW und Vattenfall - wird das Thema intensiv diskutiert.

Die Nachricht platzt in die Sitzung des EU-Energieministerrates am Donnerstag. Dort geht es um die Pläne der EU-Kommission zur Zerschlagung der Energiekonzerne. Aus Sicht des Energiekommissars Andris Piebalgs ist die Abtrennung der Netze eine Grundbedingung für mehr Wettbewerb im Energiesektor.

Was will die Bundesregierung?

Die Bundesregierung dürfte von den Plänen der Stromkonzerne wenig begeistert sein. Sie macht sich dafür stark, die zwangsweise Abtrennung zu verhindern. Kürzlich hatte Deutschland deshalb gemeinsam mit sieben anderen EU-Staaten ein Gegenmodell zur Abspaltung vorgestellt, den so genannten "Dritten Weg". Die Idee: Die Unternehmen bleiben Eigentümer ihrer Netze; Produktion und Transport werden aber getrennt organisiert. Außerdem sollen die Regulierungsbehörden größeren Einfluss bekommen.

Woher kommt der Sinneswandel der Stromkonzerne?

Die Energiekonzerne haben das Konzept der Bundesregierung bislang ausdrücklich unterstützt. In den vergangenen Tagen sind in den Unternehmen allerdings die Zweifel gewachsen, ob sich der "Dritte Weg" am Ende nicht als Sackgasse entpuppen könnte. Der Grund: Die Kommission hat zuletzt angedeutet, das Konzept komme durchaus als Option in Betracht. Ihre Zustimmung will die Behörde aber an zusätzliche strenge Auflagen knüpfen. Ähnliche Signale kommen von der slowenischen Ratspräsidentschaft. In der Vorlage der Ratspräsidentschaft für die Sitzung der EU-Energieminister am Donnerstag heißt es, der deutsche Vorschlag müsse um „zusätzliche Sicherungsklauseln“ ergänzt werden, die die unternehmerische Unabhängigkeit der Netzbetreiber sicherstellen. Den Stromkonzernen geht das zu weit. "Es kommt der Punkt, da hat man an den Netzen einfach keine Freude mehr", sagte ein Branchenexperte dem "Handelsblatt". Offensichtlich wolle die Kommission den deutschen Alternativvorschlag so sehr mit zusätzlichen Bedingungen überfrachten, dass er nicht mehr praktikabel wäre. "Wenn wir gar keinen Einfluss mehr auf die Netze haben, dann können wir sie auch abgeben", heißt es in der Branche.

Könnten die Stromkonzerne den Verkauf der Stromleitungen verkraften?

Für das Betriebsergebnis der Stromkonzerne spielen die Einnahmen aus dem Hochspannungsnetz keine große Rolle mehr. Schon im vergangenen Jahr soll der Eon-Konkurrent RWE den Verkauf seiner Stromnetze geprüft haben, blies das Vorhaben aber schließlich wieder ab. Der Grund: Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" fehlte es an Ideen, was mit dem Erlös anzufangen sei. (Handelsblatt/mfa)

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