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Schwedt

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Energie: Öllieferungen an Deutschland aus "kommerziellen Gründen" gekürzt

Der russische Ölkonzern Lukoil hat die Öllieferungen ins brandenburgische Schwedt gedrosselt, da sich diese für den Konzern nicht so sehr lohnen würden. Deutschland bezieht über die "Freundschaft"-Trasse ein Fünftel seines Ölbedarfs.

Der zweitgrößte russische Ölproduzent Lukoil will bis Ende August wieder im vollen Umfang seine vertraglich vereinbarten Lieferungen nach Deutschland erfüllen. Das meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Unternehmensangaben. Am Freitag war bekannt geworden, dass Lukoil im Juli ein Drittel weniger Erdöl als festgelegt über die "Freundschaft"-Trasse ("Druschba") nach Deutschland gepumpt hat. Deutschland bezieht etwa ein Fünftel seines gesamten Ölbedarfs über diese Pipeline. Auch andere russische Öllieferanten hatten nach Angaben des Pipeline-Betreibers Transneft ihren Lieferumfang gedrosselt, ohne den Schritt zu begründen.

Die PCK Raffinerie GmbH im brandenburgischen Schwedt rechnet in den kommenden Tagen mit einer Normalisierung der Öllieferungen aus Russland. Die Mengen würden sich bereits wieder dem vertraglich vereinbarten Maß angleichen, sagte ein Unternehmenssprecher. Zurzeit würden die Ausfälle mit Zukäufen auf dem freien Markt kompensiert. Die Produktion in Schwedt sei seit Beginn der Lieferschwankungen im Juli aber zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt gewesen.

Lukoil will Raffinerien in Westeuropa kaufen

Lukoil hatte "kommerzielle Grunde" für die Kürzungen genannt. Experten schlossen nicht aus, dass die Drosselung mit dem Interesse von Lukoil am Kauf von Raffinerien in Westeuropa im Zusammenhang stehe. "Wahrscheinlich lohnt sich die Lieferung dorthin momentan tatsächlich weniger als in andere Richtungen, aber das könnte sich ändern, wenn Lukoil Eigentümer von westlichen Unternehmen wird", sagte der Analyst Maxim Schein der Zeitung "Kommersant".

In den vergangenen Jahren hatte Lukoil wiederholt versucht, Raffinerien in Westeuropa zu übernehmen. Im Frühjahr hatte das Unternehmen sein Interesse am Einstieg bei der Wilhelmshavener Raffinerie Gesellschaft (WRG) bekundet. Berichten Moskauer Medien zufolge ist es für russische Unternehmen deutlich weniger lukrativ geworden, Erdöl nach Deutschland zu liefern. Hintergrund sei, dass Weißrussland im Februar die Durchleitungsgebühren für das Öl um mehr als 30 Prozent erhöht hatte. Entsprechend seien die Einnahmen bei den russischen Firmen gesunken.

Lukoil hatte zuletzt im Mai seinen vollen Lieferumfang eingehalten und 467.000 Tonnen Öl nach Deutschland geliefert. Insgesamt sollen laut Transneft 1,7 Millionen Tonnen monatlich nach Deutschland fließen. Die Lieferungen aller Unternehmen zusammengerechnet, sei seit Juni etwa 20 Prozent weniger Öl nach Deutschland geflossen, berichtete "Kommersant". (mit dpa)

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