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Energie: Strom und Gas werden absehbar teurer

Energieexperten sehen wieder Bewegung am Markt

Berlin - Es ist ein Blick in die Glaskugel und im Jahr 2008 hatte auch kein namenhafter Experte vorhergesagt, dass die Energiepreise im folgenden Jahr wegen der Weltwirtschaftskriese auf breiter Front einbrechen würden. Insofern ist auch eine Prognose fürs laufende Jahr nicht in Stein gemeißelt. Gleichwohl sind sich Verbraucherschützer, Energieexperten und Vertreter von Versorgungsunternehmen relativ sicher, dass die Preise von Strom und Gas für Privathaushalte in diesem Jahr zumindest nicht deutlich fallen werden. Das wurde während eines Expertengespräches am Dienstag in Berlin deutlich, zu dem das Internet-Vergleichsportal Toptarif geladen hatte.

Beim Strom gibt es derzeit gegenläufige Entwicklungen: Auf der einen Seite konnten sich Stromverkäufer 2009 besonders günstig mit Stromkontingenten eindecken, wovon sie auch noch das ganze Jahr 2010 und darüber hinaus profitieren dürften. An der Leipziger Strombörse lagen die Preise auf dem Höhepunkt der Krise teilweise um bis zu 40 Prozent unter den heutigen. Auf der anderen Seite sind mit dem neuen Jahr die Transportkosten, für die die Versorger staatlich festgelegte Netzentgelte kassieren, gestiegen. Zudem müssen die netzbetreibenden Stromkonzerne immer mehr Erzeugern erneuerbaren Stroms eine Einspeisevergütung zahlen. Auch dieses Geld holen sie über einen gestiegene Umlage von den Kunden wieder rein.

Holger Krawinkel, Energieexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, erwartet, dass vor allem die wachsende Zahl der Solaranlagen den Strom für alle Endverbraucher spürbar nach oben treiben wird. Das könne für einen größeren Haushalt bis zu 50 oder 100 Euro ausmachen. Heike Klumpe, Sprecherin des Versorgers Nuon, sagte ganz deutlich: „Es wird nicht billiger werden“.

Thorsten Bohg, Geschäftsführer von Toptarif, riet Verbrauchern aber zugleich, genau hinzuschauen und nicht jedes Argument der Versorger bei Preiserhöhungen zu glauben. So würde die Energiewirtschaft stetig behaupten, dass der Anteil des Staates am Strompreis stark gestiegen sei. „Der ist aber seit dem Jahr 2000 lediglich von rund 38 auf 40 Prozent gestiegen“, sagte Bohg.

Auch bei den Gaspreisen deute sich ein Aufwärtstrend an. Die Marktbeobachter von Toptarif haben festgestellt, dass die meisten Versorger lediglich eine Preisgarantie bis zum Frühjahr abgegeben haben. Auch die Berliner Gasag hatte mit ihrem Werbeslogan „Unsere Preise machen Winterschlaf“ noch keine weitergehende Versprechen gemacht. Spätestens zum Sommer sei mit einem Anstieg der Gaspreise zu rechnen. Ein Grund sei, dass viele Versorger sich mit sehr langfristigen Verträgen an ihre Lieferanten gebunden haben und die Preise an den Ölpreis gekoppelt sind. Öl hat sich in den vergangenen Monaten um 30 bis 40 Prozent zugelegt. Hier sehen die Marktbeobachter allerdings eine Nische: Einige kleiner unabhängige Anbieter, die nicht mit derart alten Verträgen gebunden sind, könnten womöglich sogar die Preise senken. Kevin P. Hoffmann

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