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Energie: Strombranche sorgt sich um die Kohlekraft

Die großen deutsche Stromanbieter warnen vor einer Verteufelung des Energieträgers Kohle. Würde heute darauf verzichtet, müsse man morgen mit Versorgungslücken rechnen, so RWE-Chef Großmann.

Berlin - Das drohende Aus für das Kohlekraftwerk des Vattenfall-Konzerns in Hamburg-Moorburg zieht weite Kreise. Die Energiebranche warnt davor, den Energieträger Kohle zu verteufeln. „Heute auf Kohle zu verzichten, schafft morgen Versorgungslücken“, sagte RWE-Chef Jürgen Großmann dem „Handelsblatt“. „Die Welt setzt auf Kohle, jedenfalls bei 70 Prozent aller derzeit im Bau befindlichen Kraftwerke.“

Alte durch neue Kohlekraftwerke zu ersetzen, erhöhe in Deutschland die Versorgungssicherheit, den Wettbewerb und diene zudem dem Umweltschutz. Bevölkerung und Politik sollten daher ihren Widerstand gegen Kohlekraftwerke aufgeben. Das Ziel einer CO2-Einsparung um 30 Prozent lässt sich nach Ansicht Großmanns „gerade mit modernen Kohlekraftwerken erreichen“.

Der RWE-Chef stützt damit die Position des Konkurrenten Vattenfall. Werde Moorburg nicht gebaut, blieben über Jahre ältere, wenig effiziente Kohlekraftwerke am Netz, die eigentlich vom Kraftwerk Moorburg verdrängt werden sollten, sagte Vattenfall-Europe-Chef Tuomo Hatakka. Er kündigte an, mit allen Mitteln für den Bau des Kraftwerks zu kämpfen: „Wir sind überzeugt, dass wir eine starke Rechtsposition haben, und wir werden sie verteidigen.“

Ende 2007 hatte der Hamburger Senat dem Energiekonzern erlaubt, vorzeitig mit dem Bau des Kraftwerks zu beginnen. Im dem Vertrag gingen beide von der Genehmigungsfähigkeit des Projektes aus. Der Konzern, der daraufhin mit den Bauarbeiten begann, verpflichtete sich aber, den ursprünglichen Zustand des Geländes wiederherzustellen, sollte es am Ende doch keine Genehmigung geben. Vattenfall will in Moorburg zwei Milliarden Euro investieren. Nach Konzernangaben sind Komponenten im Wert von 1,3 Milliarden Euro bereits verbindlich bestellt.

Das Kraftwerk ist die größte Hürde, die CDU und Grüne in Hamburg noch überwinden müssen, um die erste schwarz-grüne Regierungskoalition auf Länderebene bilden zu können. Die Grünen hatten im Wahlkampf Front gegen das Großprojekt gemacht. str (HB)

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