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Energie: Teure Atomkraftwerke

Die abgeschriebenen Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel stehen still. Deswegen verdient Vattenfall weniger.

Berlin - Wegen der defekten Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel hat der Energiekonzern Vattenfall im vergangenen Jahr in Deutschland weniger verdient. Der Gewinn der Vattenfall Europe, die das deutsche und das polnische Geschäft des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall AB umfasst, fiel um rund 300 Millionen auf 1,4 Milliarden Euro. Die beiden in Schleswig-Holstein liegenden AKW mussten nach Kurzschlüssen und leichten Bränden im Sommer 2007 abgeschaltet werden. Jeden Tag, den die beiden Meiler nicht am Netz sind, entgehen Vattenfall knapp zwei Millionen Euro. Konzernchef Lars G. Josefsson wollte sich am Donnerstag nicht präzise äußern über den Zeitpunkt der Wiederinbetriebnahme, geht aber von diesem Jahr aus.

Vor vier Wochen hatten Josefsson und der Chef der deutsch-polnischen Vattenfall, Tuomo Hatakka, die noch anstehenden Reparaturarbeiten erläutert. Einige hundert Dübel und Armaturen müssen in Krümmel und Brunsbüttel ausgewechselt werden. Nach Unternehmensangaben kostet das Vattenfall rund 100 Millionen Euro. Der Staatskonzern will bis 2050 Strom ohne CO2-Emissionen produzieren und setzt dabei auf erneuerbare Energien, die CO2-Abscheidung im Kohlekraftwerk und schließlich Atomkraft.

Die schwedische Regierung hatte jüngst entschieden, langfristig auf Kernkraft setzen zu wollen. In Deutschland dagegen ist der Atomausstieg Gesetz, spätestens 2022 wird hier das letzte Kraftwerk abgeschaltet. Es gibt allerdings zunehmend Bestrebungen, die Restlaufzeit der AKW über 2020 hinaus zu verlängern. Das Thema könnte im Bundestagswahlkampf eine Rolle spielen: Union und FDP sind auch aus Klimaschutzgründen für längere Laufzeiten; SPD und Grüne dagegen beharren auf dem vorliegenden Fahrplan und möchten den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht durch längere Laufzeiten für AKW gefährden.

Konzernchef Josefsson erläuterte am Donnerstag in Stockholm das Jahresergebnis des Konzerns, der den Betriebsgewinn 2008 um 4,6 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro steigern konnte. Nach Steuern blieben gut 1,6 Milliarden Euro übrig, davon fließen etwa 650 Millionen Euro in die Kasse des schwedischen Staates, des Eigentümers von Vattenfall.

Der mit Abstand größte Teil des Konzerns war von einigen Jahren durch Akquisitionen und Zusammenschlüsse in Deutschland entstanden. Die Berliner Bewag, die Hamburger HEW sowie die ostdeutschen Braunkohleunternehmen Laubag und Veag wurden zur Vattenfall Europe fusioniert. Seit einem Jahr gehört auch die polnische Vattenfall dazu.

Zu den wichtigsten Ereignissen 2008 zählte Konzernchef Josefsson die Inbetriebnahme eine Pilotanlage zur CO2-Abscheidung (CCS) beim Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe. Ein deutlich größeres Demonstrationskraftwerk ist am Braunkohlestandort Jänschwalde geplant. Noch ohne CCS ist das Steinkohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg, für das Vattenfall nach langem Hickhack mit der grünen Umweltsenatorin Ende September die Genehmigung bekam. Die mehr als zwei Milliarden Euro teure Anlage soll nachgerüstet werden, sobald die CCS- Technologie reif ist. Ferner müssen Transportwege vorhanden und schließlich Speicher für das Kohlendioxid genehmigt sein. Für all diese Themen bereitet die Regierung derzeit ein Gesetz vor.

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