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Stromnetz

© dpa

Energiekonzern: Spätere Scheidung erwünscht

Der Stromkonzern Vattenfall macht sich auf die Suche nach einem Käufer für sein Stromnetz. Zum Verkauf steht die Tochtergesellschaft Vattenfall Europe Transmission - mit ihren Leitungen zu 19 Millionen Kunden.

Der große ostdeutsche Regionalversorger Vattenfall Europe treibt den Verkauf seines Stromnetzes voran. Man wolle in den kommenden Tagen potenzielle Investoren für die Tochtergesellschaft Vattenfall Europe Transmission GmbH ansprechen, teilte Vattenfall-Europe-Chef Tuomo Hatakka in Berlin mit.  Falls es zu einem Verkauf kommt, soll dieser spätestens in der ersten Jahreshälfte 2009 abgeschlossen sein. Vattenfall ist nach Eon der zweite der vier großen deutschen Versorger, die ankündigten, sich vom Netz trennen zu wollen und sich fortan nur noch auf die Stromproduktion zu konzentrieren.

Eon war auf Druck der EU-Kommission zu diesem Schritt gezwungen worden, die sich von der Entflechtung mehr Wettbewerb erhofft. Bei Vattenfall war nicht von Zwang die Rede. Der Konzern gibt als Hintergrund der Entscheidung aber sehr wohl die andauernde politische Debatte an. „Wir haben in den vergangenen Monaten intensiv alle Optionen geprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Verkauf unseres Höchstspannungsnetzes an einen seriösen und finanzstarken Investor eine sinnvolle Lösung sein könnte“, sagte der Finne Hatakka.

Damit löst sich Vattenfall vom Druck der EU-Komission. „Ich bin überzeugt, dass der Verkauf des Netzes sowohl den Verbrauchern als auch den Elektrizitätsgesellschaften mehr Wettbewerb und mehr Entscheidungsfreiheit verschafft“, sagte der zuständige Energiekommissar Andris Piebalgs in Brüssel. Die Bundesregierung, die schon mehrfach in Brüssel gegen eine Zerschlagung der Stromkonzerne interveniert hatte, mochte Vattenfalls Schritt indes nicht bewerten.

Jetzt hat Vattenfall selbst die Initiative ergriffen und die Citigroup beauftragt, einen Käufer für das Netz zu finden. An jeden potenziellen Investor legt Tuomo Hatakka drei Kriterien an: „Er muss langfristig orientiert sein, substantielle Investitionen in den Netzausbau sicherstellen und durch die weitere Gewährleistung eines freien Netzzugangs die Europäische Integration des Strommarktes fördern,“ sagte Hatakka.

Dass Vattenfall klare Kriterien anlegen will und versucht den Verkaufsprozess möglichst transparent zu gestalten, liegt auch daran, dass vielen Stromkunden der Gedanke irritieren könnte, das ein unbekannter Finanzinvestor künftig für den Netzbetrieb zuständig sein soll. In einer Infobroschüre, die Vattenfall ebenfalls veröffentlichte, nannte der Konzern als mögliche Geldgeber etwa strategische Investoren, die ihr eigenes Netz vergrößern wollen, aber auch Infrastrukturfonds, die Kapital ausschließlich in langfristige Projekte anlegen. Auch Versicherer oder Pensionsfonds kämen in Frage. So ein Stromnetz sei aber kein typisches Anlageobjekt für so genannte „Heuschrecken“ heißt es da – tatsächlich dürfte ein Investor mit dem Kauf eines Stromnetzes nicht mit hohen Renditen rechnen.

Knicken nun auch die anderen Versorger ein? „Die Entscheidung von Vattenfall hat an unserer Position nichts verändert“, sagte Ulrich Schröder, Sprecher von EnBW. „Für uns gehören Produktion und Netz untrennbar zusammen“.

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