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Energiekonzerne: Leipzig bremst EnBW aus

Das Ferngasunternehmen VNG wechselt den Vorstand – und begrenzt den Einfluss des baden-württembergischen Energiekonzerns EnBW.

Berlin - Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW hat bei einem strategisch wichtigen Vorhaben eine Niederlage erlitten. Nach Informationen des Tagesspiegels hat sich die Mehrheit der Anteilseigner des Ferngasunternehmens VNG in Leipzig eindeutig gegen ein dominantes Engagement von EnBW entschieden. Dokumentiert wird dies mit der Einladung zu einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 10. September.

An diesem Tag soll die Nachfolge des bisherigen VNG-Vorstandschefs Klaus- Ewald Holst geregelt werden. Einziger Kandidat ist der bisherige VNG-Aufsichtsratsvorsitzende Karsten Heuchert. Heuchert ist bislang Vorstandsmitglied der zum BASF-Konzern gehörenden Wintershall-Holding. Wie weiter verlautete, soll ein weiteres Mitglied des BASF/Wintershall-Managements den mit Heucherts Wechsel in den VNG-Vorstand vakant werdenden Posten des VNG-Aufsichtsratsvorsitzenden übernehmen.

Holst wiederum konzentriert sich künftig ganz auf seine herausgehobenen Funktionen im Deutsch-Russischen Rohstoff- Forum, dem nach Siemens, der Linde Group und Thyssen-Krupp jetzt auch der BASF-Konzern beigetreten ist. In der Branche gilt diese Personal-Rochade als eindeutiger Beleg dafür, dass BASF den Zugriff Dritter auf die VNG auch künftig verhindern will.

Die EnBW hatte erst vor wenigen Tagen die Genehmigung des Bundeskartellamtes zur Übernahme des bislang vom Oldenburger Energieunternehmen EWE gehaltenen VNG-Pakets erhalten. Für dieses Paket von 47,9 Prozent der Anteile hatten die beiden Unternehmen einen Kaufpreis von 1,2 Milliarden Euro vereinbart. Den Vollzug dieses Geschäfts hatte EnBW-Chef Hans-Peter Villis jedoch ausdrücklich davon abhängig gemacht, dass sein Unternehmen tatsächlich einen gestaltenden Einfluss auf die VNG erhält, sei es durch den Erwerb von Aktien anderer Anteilseigner oder sei es durch einen Konsortialvertrag mit den bei der VNG mit knapp 26 Prozent der Anteile engagierten ostdeutschen Kommunen. Gegen beide Varianten indes sperrte sich der Verbund der Ost-Kommunen, der Villis wiederholt darauf aufmerksam machte, „dass weder die Politik noch die übrigen Aktionäre der VNG an einer abhängigen Gesellschaft interessiert sind“. Dafür sei die Bedeutung der VNG für den Wirtschaftsstandort Ostdeutschland entschieden zu groß.

Aus Sicht der anderen VNG-Aktionäre, zu den neben den Kommunen Gaz de France (5,26 Prozent), Gazprom Germania (5,26 Prozent) und die Wintershall- Holding (15,79 Prozent) zählen, wäre danach nur eine Minderheitsbeteiligung der EnBW an dem Leipziger Ferngasunternehmen in Betracht gekommen. Die Rolle eines Coupons schneidenden Junior-Partners aber kam für die EnBW, die sich von dem VNG-Deal eine Ausweitung ihrer Aktivitäten im Gasgeschäft erhofft hatte, zu keinem Zeitpunkt in Betracht.

Nachdem sich EnBW-Chef Villis bei den anderen VNG-Anteilseignern nicht durchsetzen konnte, dürfte das ursprünglich von ihm erworbene VNG-Aktienpaket an den Regionalversorger EWE zurückfallen. Ganz los ist er das Problem damit jedoch nicht, ist die EnBW doch mit 26 Prozent an dem Oldenburger Versorger beteiligt. 

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