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Energiekonzerne: Vattenfall und RWE tun sich zusammen

Die Energieversorger Vattenfall und RWE prüfen ein gemeinsames Gebot für den britischen Atomkraftbetreiber British Energy.

Wie das „Handelsblatt“ am Donnerstag aus Finanzkreisen erfuhr, sind Vattenfall und RWE im Gespräch über eine Allianz. RWE könnte bei einer Übernahme des britischen Unternehmens, das mehr als 14 Milliarden Euro kosten dürfte, einen Teil an Vattenfall weiterreichen.

Die Konzerne reagieren damit auf die zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen auf dem deutschen Energiemarkt, wo sie beim Betrieb von Atom- und Kohlekraftwerken auf immer neue Schwierigkeiten stoßen. Vattenfalls deutsche Tochter muss um das geplante Steinkohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg zittern. RWE musste jüngst im saarländischen Ensdorf wegen des Widerstands in der Bevölkerung ein großes Projekt aufgeben. Und eine Revision des politisch gewollten Ausstiegs aus der Atomkraft ist ebenfalls nicht in Sicht.

Großbritannien lockt dagegen zur Zeit Europas Versorger mit der Ankündigung, im großen Umfang neue Atomkraftwerke bauen zu wollen. Einen Schlüssel dafür hält British Energy. Das Unternehmen betreibt acht der zehn aktuellen Kernenergiestandorte in Großbritannien. An diesen wäre der Bau neuer Anlagen am einfachsten durchzusetzen. Noch läuft zwar keine offizielle Auktion, British Energy lässt aber bereits unverbindliche Offerten einholen. RWE hat ein solches Gebot von rund 14 Milliarden Euro schon vor Wochen eingereicht, um in die Bücher des Unternehmens schauen zu können. Allerdings gibt es mit Electricité de France und der britischen Centrica Konkurrenten.

Ein gemeinsames Gebot von RWE und Vattenfall wäre aus mehreren Gründen sinnvoll. Zum einen könnten die beiden Konzerne die Risiken streuen. Denn die bestehenden Reaktoren sind veraltet und ineffizient. Zum Zweiten würde ein gemeinsames Gebot die Chancen erhöhen. Die britische Regierung, die mitentscheidet, weil der Staat 35 Prozent der Anteile hält, dürfte ein Interesse daran haben, dass möglichst viele verschiedene Unternehmen neue Reaktoren bauen und die Standorte von British Energy nicht an einen Bieter gehen.

Der neue RWE-Chef Jürgen Großmann wollte sich am Donnerstag auf der Hauptversammlung des Unternehmens nicht zu British Energy äußern. Er bekräftigte aber das Interesse am Bau neuer Atomkraftwerke im Ausland.

Unterdessen kommt Vattenfall Europe dem geplanten Rückzug von der Börse nach zweijährigem Rechtsstreit näher. Mit mehreren klagenden Aktionären wurde vor dem Kammergericht Berlin ein Vergleich erzielt, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Demnach verpflichtet sich der schwedische Vattenfall-Mutterkonzern, den verbliebenen Aktionären seiner deutschen Tochter zusätzlich zur bisherigen Abfindung von 42,77 Euro weitere 14,23 Euro je Aktie zu zahlen. Die Kläger hätten dafür im Gegenzug Anfechtungen gegen einen Hauptversammlungsbeschluss von 2006 zurückgezogen, wonach die freien Aktionäre aus dem Unternehmen herausgekauft werden. Die Konzernmutter Vattenfall hält bereits knapp 97 Prozent der Anteile an ihrer deutschen Tochter Vattenfall Europe. juf (HB)/Tsp

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