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Energiekosten: Gasversorger erhöhen Preise

Die deutschen Gaslieferanten werden die Preise deutlich anheben. Begründet wird der Schritt mit gestiegenen Beschaffungskosten. Bundeswirtschaftsminister Glos will hingegen mit neuen Gesetzen die Verbraucher entlasten.

Berlin - Der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) begründete dies mit den weiter wachsenden Beschaffungskosten für die Versorger. Deshalb planten eine Reihe von Anbietern für den 1. Oktober oder danach neue Preiserhöhungen, sagte BGW-Sprecher Marian Rappl. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) arbeitet unterdessen an weiteren gesetzlichen Neuregelungen, um die Gas- und Stromanbieter durch mehr Wettbewerb zu Preissenkungen zu zwingen. Seit Anfang 2005 sind die Heizkosten um bis zu 30 Prozent gestiegen.

Der Konzern Eon-Ruhrgas, Deutschlands wichtigster Gas-Großhändler, bestätigte, ab Sonntag seine Preise erneut erhöhen zu wollen. "Wir können uns nicht von der allgemeinen Entwicklung der Energiepreise abkoppeln", sagte Konzernsprecherin Astrid Zimmermann der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Bis zum Sommer habe es "dramatische Preissteigerungen" gegeben, die nun ihren Niederschlag fänden. Gemäß einer internationalen Branchenvereinbarung sind die Gaspreise zwar an den Ölpreis gekoppelt, der zuletzt rückläufig war. Doch die Preissenkungen auf den Rohölmärkten kämen erst mit Verzögerung bei den Gaskunden an, betonte BGW-Sprecher Rappl: "Die derzeit sinkenen Ölpreise haben also aktuell noch keine Relevanz für die Endkunden der Gasversorger."

Erhöhungen bis zu 6,9 Prozent

Die Preiserhöhungen für die Verbraucher fallen je nach Region und Kommune unterschiedlich deutlich aus. So erhöhen beispielsweise laut "WAZ" die Stadtwerke Herne die Gaspreise zum 1. Oktober um 6,9 Prozent. Bei einem Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden betrage die monatliche Mehrbelastung knapp 7,70 Euro. In München planen die Stadtwerke eine Anhebung der Gaspreise ab Oktober um bis zu 4,3 Prozent. Eine vierköpfige Familie müsse dann im Schnitt 7,17 Euro mehr im Monat zahlen, sagte der Chef der Münchner Stadtwerke (SWM), Kurt Mühlhäuser, der "Süddeutschen Zeitung".

An diesem Sonntag tritt zwar auch die Liberalisierung des Gasmarkts in Kraft, von der sich Wirtschaftsminister Glos mehr Wettbewerb und damit letztlich günstigere Preise für die Verbraucher erhofft. Das deutsche Gaspipeline-Netz, das sich in der Hand weniger Konzerne befindet, wird damit für kleinere Mittbewerber geöffnet. Die Kunden sollen wie schon beim Strom ihren Anbieter frei wählen können. De facto sind die Wahlmöglichkeiten zunächst aber noch auf wenige Regionen beschränkt. Die neuen Wettbewerber treten zuerst nur in Berlin und Hamburg, im Großraum Frankfurt am Main und in Köthen bei Leipzig auf.

Weltweiter Energiehunger treibt die Preise

BGW-Präsident Michael Feist betonte zudem, dass auch mit der Liberalisierung auf längere Sicht "Preissenkungen nicht garantiert" seien. Die Versorger stünden einer weltweit steigenden Energienachfrage gegenüber. Verursacht werde sie hauptsächlich durch den sprunghaft wachsenden Energiehunger boomender Volkswirtschaften wie China oder Indien. "Diese Entwicklung wird nach Expertenmeinung in den kommenden Jahren anhalten und tendenziell einen Preisdruck nach oben ergeben", erklärte Feist in Berlin.

Gleichwohl hofft Glos, mit weiteren gesetzlichen Neuregelungen die Belastungen für die Verbraucher bei den Energiepreisen auf längere Sicht senken zu können. Wie das "Handelsblatt" berichtete, plant der Wirtschaftsminister unter anderem, mit einschneidenen Änderungen im Kartellrecht den Anbietern von Gas, Strom und Fernwärme bei Preiserhöhungen weniger Spielraum zu lassen. So solle es ihnen verboten werden, Preise zu verlangen, "die die Kosten in unangemessener Weise überschreiten". Außerdem sollten sie keine Preise verlangen dürfen, die "ungünstiger" seien als die von vergleichbaren Unternehmen, zitierte das Blatt aus einem Entwurf zur Reform des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen. (tso/AFP)

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