zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Energiemanager üben das Schaulaufen

Von Dieter Fockenbrock Berlin. Für Ulrich Hartmann und Burckhard Bergmann war es natürlich Chefsache: die Anhörung des Bundeswirtschaftsministeriums zur geplanten Fusion Eon-Ruhrgas.

Von Dieter Fockenbrock

Berlin. Für Ulrich Hartmann und Burckhard Bergmann war es natürlich Chefsache: die Anhörung des Bundeswirtschaftsministeriums zur geplanten Fusion Eon-Ruhrgas. Die Vorstandsvorsitzenden des Stromriesen Eon aus Düsseldorf und des Gaskonzerns Ruhrgas aus Essen hatten am Mittwoch in Berlin denn auch das erste Wort, um ihr Projekt vor kritischen Konkurrenten und ministerialen Gutachtern zu verteidigen.

Die öffentliche Anhörung war vorerst der letzte Akt im Ringen um eine Ministererlaubnis. Das Bundeskartellamt und die unabhängige Monopolkommission haben den Zusammenschluss wegen seinen negativen Folgen für den deutschen Energiemarkt strikt abgelehnt. Nicht einmal mit Auflagen soll Veba-Chef Hartmann bei Ruhrgas zum Zuge kommen. Nun muss die Bundesregierung entscheiden.

Auf Einladung des Wirtschaftsminister drängte sich alles mit Rang und n aus der Branche in der Aula seines Berliner Amtssitzes. Schließlich ging es darum, eine heftig umstrittene Fusion durchzudrücken oder - je nach Sicht der Dinge - zu verhindern. Schaulaufen war angesagt, weil die Argumente schon im Vorfeld in dicken Gutachten und öffentlichen Statements ausgetauscht waren. Das dachten die Herren Energiemanager jedenfalls. Denn fast immer, wenn Matthias Schürgers, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik im Ministerium und Moderator der Anhörung, Argumente hinterfragte, mussten die Experten passen. Entweder wollten sie ihre Position schriftlich nachreichen oder ihre Antworten fielen mager aus.

Vielleicht ist Schürgers auch aufgefallen, dass selbst die Verfechter der Fusion sich widersprachen. Hartmann legte ihm ans Herz, dass die Liberalisierung der Energiemärkte Europas „in der Zielgeraden“ sei. Sein Partner Bergmann beklagte dagegen, dass außer Deutschland kaum ein Land seinen Markt geöffnet habe und die Fusion deshalb notwendig sei. Was denn nun?

Befürworter wie Gegner hatten im Vorfeld weder Mühen noch Kosten gescheut, wissenschaftliche Kompetenz in die Waagschale zu werfen. Beliebt war der Rat ehemaliger Mitglieder der Monopolkommission. Nur kamen die zu ganz anderen Ergebnissen als die jetzige Kommission. Carl Christian von Weizsäcker beispielsweise, Leiter des Kölner Energieinstituts, kämpft auf der Seite Hartmanns. Sein Argument: Mit Eons Finanzkraft kann die Ruhrgas endlich in die Europa-, wenn nicht sogar Weltliga der Gasversorger aufsteigen. Assistiert wird er dabei vom ebenso renommierten Ulrich Immenga, der im Auftrag der BP aktiv wurde. Wettbewerbsrechtler Wernhard Möschel dagegen hält es mit den Argumenten der Kartellwächter. Er fürchtet, dass Eon und Ruhrgas zusammen den deutschen Erdgasmarkt kontrollieren und Konkurrenz ausschalten werden.

So stehen die Positionen scheinbar unvereinbar gegenüber. In Wahrheit geht es darum, nationale Wettbewerbsbedenken gegen volkswirtschaftliche Argumente abzuwägen. So gesehen hat der Antrag Hartmanns in Berlin sogar gute Chancen. Denn Schürgers machte deutlich, dass er von den Kontrahenten vor allem erfahren wollte, ob und wie Gemeinwohlinteressen wie etwa eine höhere Versorgungssicherheit durch diese Fusion gestärkt werden könnten. Er forderte die Energiemanager sogar auf, Vorschläge für Auflagen im Falle einer Genehmigung zu unterbreiten, stellte aber unverzüglich klar, dass er damit natürlich keine Vorentscheidung angedeutet habe.

Es war ein großes Familientreffen: Einigkeit ist keine Pflicht. Kaum hatte der BP-Vertreter vor versammeltem Saale vollmundig verkündet, sein Unternehmen werde sich mit großem Engagement in den Erdgasmarkt Deutschland stürzen, wenn der Minister den Eon-Ruhrgas-Deal genehmige, konterte auch schon die Konkurrenz. Der RWE-Vertreter wies ganz süffisant darauf hin, dass BP mit Ruhrgas erst vor wenigen Jahren einen milliardenschweren 15-Jahres-Liefervertrag abgeschlossen habe. Da könne er sich kaum vorstellen, wie BP der Ruhrgas künftig heftig Konkurrenz machen wolle. „Ja, ja“, schmunzelte ein Branchenexperte in der Kaffeepause, „es ist eben wie bei einem richtigen Familientreffen. Da wird immer schmutzige Wäsche gewaschen.“

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false