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Energiemarkt: E.on verkauft Stromnetz an Niederländer

Der Kartellstreit mit der EU ist gelöst: Der größte deutsche Energiekonzern trennt sich von seinem Hochspannungsnetz. Käufer ist der niederländische Betreiber TenneT.

E.on hat eine Kartellstrafe durch die EU-Kommission endgültig abgewendet: Mit dem Verkauf seiner Hochspannungsnetzes an TenneT entgeht der Düsseldorfer Energieriese Sanktionen in Millionen-, wenn nicht gar Milliardenhöhe durch Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes.

TenneT sei ausgewählt worden, da das Unternehmen eine überzeugende langfristige Strategie für das Netz habe, sagte E.on-Chef Wulf Bernotat am Dienstag in Düsseldorf. Die Niederländer zahlen rund 1,1 Milliarden Euro an den Energiekonzern und übernehmen die Stromtrassen bis zum Jahresende.

Tennet erwirbt damit das zweitgrößte Hochspannungsnetz in Deutschland. Die Leitungen haben eine Gesamtlänge von 10.700 Kilometern und reichen von der dänischen Grenze bis zu den Alpen. E.on zufolge versorgt das Netz mehr als 20 Millionen Menschen mit Strom.

Der Verkauf ist ein Erfolg für die EU-Wettbewerbskommissarin Kroes. Die Niederländerin hatte E.on bereits 2008 das Zugeständnis abgerungen, seine Hochspannungsleitungen zu verkaufen. Anderenfalls hatte sie den Düsseldorfern mit einer empfindlichen Kartellstrafe gedroht. Kroes kämpft seit Jahren gegen die Monopolstellung deutscher Energiekonzerne. Sie tritt dafür ein, dass Kraftwerke und Stromnetze von verschiedenen Unternehmen betrieben werden, um zu verhindern, dass integrierte Konzerne der Konkurrenz den Netzzugang verwehren. Sie erhofft sich davon sinkende Strompreise infolge eines angekurbelten Wettbewerbs.

E.on entledigt sich mit dem Verkauf aber auch hoher Investitionen. Wie im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegt, müsste das Unternehmen in den nächsten Jahren Milliardensummen aufbringen, um sein auch an der Küste liegendes Netz an die Windenergieparks anzubinden und entsprechend aufzurüsten. In dem regulierten Stomnetzmarkt, in dem die Netzagentur des Bundes die Preise festlegt, sind mit diesem Geld zwar sichere, aber nicht so hohe Renditen wie in der Stromproduktion zu erzielen.

TenneT hingegen weitet mit dem Kauf sein Kerngeschäft aus. Die Niederländer betreiben derzeit ein Netz mit einer Länge von 3500 Kilometern. TenneT hat zudem angekündigt, rund drei Milliarden Euro in den Ausbau des heimischen Stromnetzes und die Verbindungen mit dem Ausland zu investieren. Das Unternehmen mit seinen rund 600 Mitarbeitern erzielte 2008 einen Umsatz von 450 Millionen Euro.

Der Verkauf an TenneT könnte sich als weiterer Schlag gegen die von der Bundesregierung geplante Netz AG erweisen, die alle vier deutschen Hochspannungsnetze in einer Gesellschaft bündeln soll. Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass ein Konsortium aus Deutscher Bank, Allianz und Goldman Sachs offenbar vor dem Kauf des Hochspannungsnetzes von Vattenfall steht. "Mit dem Verkauf der Netze von E.on und Vattenfall an zwei verschiedene Käufer sind Fakten geschaffen, die sich nur schwer rückgängig machen lassen dürften", hieß es in Branchenkreisen. Die beiden übrigen Betreiber von Hochspannungsnetzen in Deutschland RWE und EnBW lehnen einen Verkauf ihrer Stromautobahnen hingegen bislang ab.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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