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Gasprom

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Energiemarkt: Gasprom vertagt Zukäufe

Die deutsche Tochter des russischen Konzerns verdient prächtig und will investieren. Doch erst muss die EU Klarheit schaffen.

Berlin - Der Gaskonzern Gasprom will weiter in Deutschland investieren, aber derzeit keine Stadtwerke kaufen. Hans- Joachim Gornig, Chef der Gasprom Germania, der deutschen Tochter des russischen Staatskonzerns, bekräftigte am Mittwoch in Berlin das Interesse an weiteren Anteilen des Leipziger Gasversorgers VNG, an dem Gasprom bereits fünf Prozent hält. An Stadtwerken wolle man sich aber erst dann beteiligen, wenn es Klarheit über die künftige Wettbewerbspolitik gebe. Die EU-Kommission verfolgt das Ziel, die Energienetze den Energieerzeugern abzunehmen. Dies könne dazu führen, das Gasprom nach dem Kauf eines regionalen Versorgers sich bald wieder von ihm trennen müsste, meinte Gornig.

Geld für Akquisitionen und Investitionen hat der Konzern, der von der enormen Preissteigerung bei Öl und Gas profitiert, jedenfalls reichlich. Im vergangenen Jahr kam die Gasprom Germania auf einen Gewinn von 420 Millionen Euro, „was das außerordentlich gute Vorjahresergebnis von 383, 5 Millionen Euro wiederum übersteigt“, hieß es am Mittwoch in Berlin anlässlich der Vorlage der Bilanz. Der Gasabsatz der deutschen Gesellschaft stieg 2007 von 395 auf 465 Milliarden Kilowattstunden, der Umsatz um gut ein Fünftel auf 7,5 Milliarden Euro.

Und in diesem Jahr geht es gut weiter. Im ersten Quartal wurde 37 Prozent mehr Gas abgesetzt. Wegen der höheren Preise stieg der Umsatz sogar noch deutlicher, und zwar um 57 Prozent auf rund drei Milliarden Euro. Diese Zahlen ließen sich aber nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen, sagte Geschäftsführer Gornig. Die in 25 Ländern aktive Gasprom Germania wolle bei Absatz und Umsatz zwar auch über das gesamte Jahr zweistellig zulegen. Beim Gewinn strebe man jedoch lediglich eine Wiederholung des Vorjahresergebnisses an. Unsicherheiten ergäben sich vor allem aus dem Wechselkurs. Die Dollarschwäche habe die Bilanz 2007 verbessert, weil ein großer Teil der Verbindlichkeiten in Dollar aufgenommen wurde. Diese Wirkung könne sich in diesem Jahr aber umkehren.

Gasprom Germania ist seit mehr als 15 Jahren als Gashändler und Dienstleister vor allem in Westeuropa tätig. Von den zuletzt 251 Mitarbeitern sind 120 am Unternehmenssitz in Berlin beschäftigt. Da es in der Zentrale am Gendarmenmarkt Berlin-Mitte so langsam eng wird, hatte es kürzlich Spekulationen gegeben, Gasprom werde in den Bahntower am Potsdamer Platz ziehen. Das Unternehmen dementierte solche Pläne aber entschieden.

Im vergangenen Jahr investierte Gasprom Germania mehr als 700 Millionen Euro, „in die europäische Versorgungssicherheit“, wie es heißt. Der Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen Wingas erhöhte sich von 35 auf 49,98 Prozent. Im Gegenzug wurde BASF zu 35 Prozent am wirtschaftlichen Erfolg des sibirischen Erdgasfeldes Juschno Russkoje beteiligt. Zur Diskussion über die dominierende Stellung auf dem Gasmarkt sagte Gornig: „Der Sorge vor einer Abhängigkeit von Russland stellt Gasprom strategische Partnerschaften entgegen.“ Die Gaslieferungen nach Deutschland erhöhte Gasprom in den vergangenen fünf Jahren um rund ein Drittel. mit dpa

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